Bau des Zauns hat begonnen


Der Bau eines 60 Kilometer langen Zauns zum Schutz vor der Afrikanischen Schweinepest (ASP) hat begonnen. Anfang der Woche wurden erste Zaunelemente an der Kreisstraße 49 zwischen Manderbach und Sechshelden aufgestellt. Anlässlich des Baubeginns hat der Haigerer Magistrat seine Kritik an der Maßnahme erneuert. Die Stadt werde sich weder finanziell noch personell an diesem Projekt beteiligen, weil weder die Rechtslage noch die Notwendigkeit einer derartigen Zaunanlage in „Massivbauweise“ geklärt sei, sagte Bürgermeister Mario Schramm.

Um die Einschleppung der  Schweinepest nach Mittel- und Nordhessen zu verhindern, hat das Hessische Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt mit den Arbeiten des „wildschweinsicheren Festzauns“ begonnen. Er soll im Grenzgebiet zu Nordrhein-Westfalen – in zwei parallelen Baumaßnahmen – als „langfristiger Fernriegel den Eintrag der Afrikanischen Schweinepest nach Hessen verhindern“, wie das Ministerium mitteilte. Der Zaun soll noch in diesem Jahr fertig werden.

„Der Zaun wird als strategischer Langzeitschutz gegen die Wanderbewegungen von Wildschweinen errichtet“, teilte das Ministerium mit.

In Nordrhein-Westfalen war erstmals am 14. Juni die ASP nachgewiesen worden. Seither gab es dort 175 ASP-positive Wildschweinfunde. In Hessen gab es bestätigte Funde hauptsächlich im Süden (z.B. in den Landkreisen Groß-Gerau, Bergstraße und Darmstadt-Dieburg). Im Lahn-Dill-Kreis sind keine Funde bekannt.

„Vor dem Hintergrund der Seuche in NRW – die Funde hier sind bis auf rund 15 Kilometer an die hessische Landesgrenze herangerückt – bildet der Festzaun einen weiteren wichtigen Schutz, neben den laufenden Kadaversuchen im Grenzgebiet sowie dem bereits kurzfristig installierten taktischen Elektrozaun, um Wanderbewegungen von Wildschweinen zu unterbinden“, heißt es in der Presseerklärung des Ministeriums.

Bürgermeister weist darauf hin, dass es im gesamten Stadtgebiet keinen Mast- oder Zuchtbetrieb gibt

Der Zaun besteht aus zwei Teiltrassen über jeweils 30 Kilometer Länge. Es handelt sich um einen speziellen Drahtgeflecht-Festzaun (wildschweinsicher), ergänzt durch Material aus Südhessen, das sich in früheren Maßnahmen bewährt hat. Die Südtrasse führt von Haigerseelbach über Haiger, Dillenburg, Eschenburg und Breidenbach nach Biedenkopf. Die Nordtrasse führt von der Grenze des Regierungsbezirks Kassel bei Eifa bis nach Bromskirchen.

Bereits im Sommer hatte der Haigerer Magistrat gewarnt, nötig seien „gezielte und überlegte Schutzmaßnahmen und kein Aktionismus“. Jegliche Kostenübernahme, -beteiligungen oder Vorausleistungen im Zusammenhang mit dem Zaunbau oder einem eventuellen Versetzen des Zauns werde abgelehnt, hatte Bürgermeister Mario Schramm in einer Presseerklärung mitgeteilt. „An dieser Sichtweise hat sich nichts geändert, zumal der Zaun in Sechshelden dort steht, wo das ‚grüne Becken* gebaut werden soll“, sagte der Rathaus-Chef zu Wochenbeginn.

Niemand wisse, ob es einen zwingenden Bedarf für einen Elektrozaun und später einen fest montierten Sicherheitszauns gebe, der schlimmstenfalls auf Jahre oder Jahrzehnte stehen bleibe. In der Gemarkung Haiger (107 km²) gebe es weder Schweinemastbetriebe noch Zuchttierhaltung. Somit bestehe in Haiger und den Stadtteilen durch die ASP keine Gefahr für Mensch und Tier. Im geplanten Zaunverlauf und der Baumaßnahme könne keine Sinnhaftigkeit erkannt werden. Aus Sicht der Stadt könne auf diese Zauntrasse verzichtet werden, da es entlang der Autobahn A45 (Sauerlandlinie) bereits Zaunanlagen gebe. Zudem ließen die Orte selbst die Querung der Wildschweine zu. „Diese klugen Tiere bewegen sich auch durch Ortschaften.“

Die Stadt Haiger erklärte, dass jegliche Verkehrssicherungspflichten, die im Zusammenhang mit der Zaunanlage und den Toranlagen stehen, ebenso abgelehnt werden wie Zaun- und Torkontrollen durch Mitarbeiter/innen der Stadt.

Abschließend stellt sich aus Sicht des Bürgermeisters die Frage, wie Wiesbaden im Hinblick auf die aktuelle Vogelgrippe reagieren werden. Schramm: „Wird dann vielleicht der Luftraum durch Netze abgesperrt?“