Neue Fahrzeuge in Betrieb genommen


Auf den Höhepunkt des Abends mussten die Besucher der Jahreshauptversammlung der Haigerer Feuerwehr einige Zeit warten. Erst als die umfangreiche Tagesordnung mit Ehrungen, Beförderungen und Wahlen abgearbeitet war, ging es in die Fahrzeughalle, wo zwei neue Fahrzeuge sowie ein so genannter „Abrollbehälter Aufenthalt“ offiziell in Betrieb genommen wurden. Zahlreiche Wehrführer und ihre Stellvertreter aus dem Haigerer Stadtgebiet sowie dem benachbarten Würgendorf waren – neben den knapp 50 Haigerer Feuerwehr-Kameraden - zu dieser feierlichen Übergabe gekommen.

„Haiger wächst, und die Feuerwehr wird dringend benötigt. Deshalb investieren wir in Menschen und Material“, sagte Bürgermeister Mario Schramm. Er dankte der Stabsstelle Brand- und Zivilschutz unter der Leitung von Andreas Dilauro für die Beschaffung der Fahrzeuge und zeigte sich mit den Entscheidungen des Magistrats auch rückblickend zufrieden: „Wir haben tolle neue Fahrzeuge in unserer Flotte.“

Dilauro hatte zuvor die Fahrzeuge vorgestellt. Der Abrollbehälter ist ein umgebauter Container, der bei größeren Schadensereignissen – wie zum Beispiel dem Waldbrand im August 2022 - als „Zentrale“ eingesetzt werden kann. Er verfügt über einen Sanitärbereich und eine Toilette. „Der Magistrat hat uns hier unbürokratisch unterstützt, der Container kann sich sehen lassen und wurde auch schon eingesetzt“, meinte Dilauro. Die Kosten lagen bei 37.900 Euro. 

Deutlich teurer war das Tanklöschfahrzeug (TLF) 4000 DZA (Druckzumischanlage), das 5000 Liter Wasser mitführen kann und inklusive Aufbau und Technik rund 393.000 Euro gekostet hat, von denen das Land Hessen 86.000 Euro Fördermittel beisteuert. Das neue Fahrzeug ersetzt das TLF 24/50 aus dem Jahr 1991. Andreas Dilauro erinnerte an die Vorgeschichte und teilte mit, dass das Fahrzeug über eine europaweite Ausschreibung beschafft wurde, die bereits im Jahr 2020 erfolgt war. 

Ein „positiver Schnellschuss“ war der Kauf des Gerätewagens Logistik (GW-L2), dessen Vorgänger bereits 25 Jahre auf dem Buckel hat. Das Vorführfahrzeug konnte im Dezember 2022 abgeholt werden. Der Gerätewagen kostete 327.000 Euro. „Weil es schnell gehen musste, haben wir keine Fördermittel des Landes erhalten, aber auch diese Entscheidung war richtig“, meinte Bürgermeister Schramm.

Haigers Wehrführer Sven Alber dankte dem Magistrat für die schnelle Entscheidung. „Das alte Fahrzeug hat ein großes Bremsenproblem. Es ist gut, dass wir diese Lösung erreicht haben.“ Bereits in der Hauptversammlung hatte Schramm die große Bedeutung der Feuerwehren für die Stadt Haiger herausgestellt und den Kameraden gewünscht, „dass Sie immer von Ihren Einsätzen gesund ins Feuerwehrhaus zurückkehren“. Er dankte den Wehrleuten und den Familien, „dass sie sich für die Sicherheit der Bürger eingesetzt haben“. Ein Sonderlob ging an die Stabsstelle und die Wehrführungen.

Die Wehr habe „unter Corona-Bedingungen hervorragende Leistungen gebracht“. 2022 sei ein sehr anstrengendes Jahr gewesen. „Was unsere Leute im Roßbachtal beim Waldbrand geleistet haben, war enorm.“ Ein Wahlpflicht-Fach Feuerwehr, unter anderem auch in Haiger an der Johann-Textor-Schule, befindet sich in der Prüfung und soll ab dem nächsten Schuljahr eingerichtet werden. Dort könnten die jungen Leute eine Art Feuerwehr-Grundausbildung erhalten. Man hoffe auf gute Ergebnisse und dass das Interesse für die Feuerwehr geweckt werden könne.

Wie Mario Schramm mitteilte, hat die Stadt Grundstücke in der „Flur 1“ (zwischen Allendorf und Haiger) gekauft, auf denen die neue Feuerwehr-Zentrale entstehen könnte.  Man sei dabei, die Ausschreibung für Planungs- und Architektenleistung vorzubereiten. „Wenn alles gut läuft, könnte im laufenden Jahr das baurechtliche Fundament geschaffen werden“, sagte Schramm und versprach, die Feuerwehr in die Planungen einzubeziehen. Ziel sei es, das Gebäude – das etwa 13 Millionen Euro kosten dürfte – im Jahr 2026 fertigzustellen.   

Wehrführer Sven Alber berichtete, die Wehr habe „gelernt, mit Corona zu leben“. Er lobte alle Mitglieder der Einsatzabteilung für ihre großartige Disziplin und zeigte sich erfreut, dass „der Alltag ein bisschen zurückgekehrt ist“. Er dankte allen Kameraden und auch der Stabsstelle für die konstruktive Zusammenarbeit und blickte auf ein einsatzintensives Jahr zurück.  Hier habe natürlich der Waldbrand zwischen Roßbach und Weidelbach eine große Rolle gespielt, der die Wehr lange beschäftigt habe. Es habe sich um einen der größten Waldbrände in der Geschichte der Feuerwehr Haiger gehandelt, der anstrengend und kräftezehrend gewesen sei. „Wir waren mehr als eine Woche rund um die Uhr im Einsatz und mussten außerdem den Grundschutz mit den Stadtteilfeuerwehren im Stadtgebiet sicherstellen“, sagte Alber.  Neben den Feuerwehrleuten hätten sich an dem Großeinsatz auch viele ehrenamtliche Helfer aus der Bevölkerung beteiligt.

Der Wehrführer dankte dem Bürgermeister, dem Magistrat und allen politischen Gremien dafür, dass der Neubau des Feuerwehrhauses beschlossen wurde. „Diese Entscheidung freut uns sehr, wir bieten Kooperation an und würden gerne in die weiteren Planungen einbezogen.“ Ziel müsse es sein, „das Bestmögliche für die Stadt Haiger zu erreichen“.

Albers Jahresbericht für 2022 belegte, dass die Hilfe der Freiwilligen Feuerwehr Haiger insgesamt 171-mal benötigt wurde. Das waren 39 Einsätze mehr als im vergangenen Jahr. Daraus ergaben sich 3754 Einsatzstunden und 1414 Stunden Übungsdienst - rund 1200 Stunden mehr als im Jahr 2021. 

34 Mal musste die Wehr zu Kleinbränden und 14 Mal zu Mittelbränden ausrücken. Sieben Mal ging es um Großbrände. Die Bilanz der technischen Hilfeleistungen liegt bei 40, 55 Mal wurden Brandmeldeanlagen ausgelöst. Die Wehr leistete zudem fünf Brandsicherheitsdienste, rückte zu acht Fehlalarmen aus und war achtmal bei „sonstigen Einsätzen“ aktiv. 19 verunglückte Personen wurden durch den Einsatz der Feuerwehr gerettet. 

Von Brandeinsätzen und allen Facetten der technischen Hilfeleistung war das gesamte Einsatzspektrum vertreten. „Man hat im vergangenen Jahr wieder gesehen, dass die Feuerwehr aus vielen Spezialisten bestehen muss, um die Aufgaben zu erfüllen, die in der heutigen Zeit an die Frauen und Männer gestellt werden“, sagte der Wehrführer. „Hinzu kommen noch die vielen Stunden der hier nicht aufgeführten Wiederherstellung der Einsatzbereitschaft und der Gerätepflege“, berichtete Alber. Weiterhin wurden Fortbildungen und Lehrgänge auf Kreis-Ebene und an der Hessischen Landesfeuerwehrschule absolviert.

Zum 31 Dezember des Vorjahres hatte die Freiwillige Feuerwehr Haiger 51 Einsatzkräfte mit drei weiblichen und 48 männlichen aktiven Mitgliedern. Das sind zwei weniger als in 2021. Die Jugendfeuerwehr Haiger besteht aus neun Jungen und keine Mädchen. In der Alters- und Ehrenabteilung werden elf Mitglieder geführt. Alber dankte den Industrie- und Handwerksbetrieben sowie dem Einzelhandel für die Freistellung der Kameradinnen und Kameraden zu Einsätzen und Fortbildungen. Alber: „Wir hoffen, dass die Freiwillige Feuerwehr Haiger auch weiterhin auf diese Unterstützung zählen darf.“

Wie immer standen auch Ehrungen auf der Tagesordnung, wobei die Auszeichnung von Joachim Rantzsch (in Abwesenheit) für 50 Jahre Mitgliedschaft etwas herausragte. Weiterhin geehrt wurden: Für zehn Jahre:  Maximilian Fischbach; für 20 Jahre: Jan Dominik Maiwald; für 25 Jahre: Dieter Enseroth; für 35 Jahre: Manuel Wieser, Oliver Krämer, Henning Löber; für 40 Jahre: Steffen Thomas. 

Zahlreiche Wehrleute durften sich über Beförderungen freuen:  Feuerwehrmann dürfen sich jetzt Jakob Philipp Kasteleiner und Moritz Schneider nennen. Zum Oberfeuerwehrmann befördert wurden Matthias Kohnen, Christof Diehl und Julius Nagy. Hauptfeuerwehrmann ist der neue Titel von Sandro Giuliano Pasquale Dilauro, Lukas Maximilian Kasteleiner und Maximilian Scholl. Franziska Orth darf sich Löschmeisterin nennen. Hauptlöschmeister ist Maximilian Michels. 

„Wir brauchen dringend neue Leute und sollten den freiwilligen Dienst in der Feuerwehr attraktiv machen. Sonst kann es Probleme geben“, appellierte Alber. Bei Neu-Einstellungen innerhalb der Stadt Haiger sollten nach Möglichkeit aktive Feuerwehrleute aus dem Stadtgebiet Haiger bevorzugt bedacht werden. Der Wehrführer appellierte an die Mitglieder, den Übungsdienst ernster zu nehmen und sich die Frage zu stellen: „Sind wir fit für die Einsätze?“  Ein besonderer Dank Albers ging an seinen Vorgänger Berthold „Berti“ Kasteleiner, der sich seit Jahrzehnten vorbildlich in der Wehr eingebracht habe und auch weiter zur Verfügung stehe.  

Stadtbrandinspektor Andreas Dilauro lobte den Magistrat für die schnellen und unbürokratischen „beeindruckenden Entscheidungen bei der Fahrzeug-Beschaffung“. Ein Wahlpflicht-Fach Feuerwehr in der Schule sei eine zukunftsweisende Lösung, dies habe aber auch zur Folge, dass zur Ausbildung der Kinder qualifizertes Personal benötigt werde. 

Beim Waldbrand hätten alle Kräfte eine phänomenale Leistung gebracht. „Wenn es gilt, dann habt Ihr Eure Frau und Euren Mann gestanden und sehr viel Schaden verhindert“, lobte der Chef von rund 300 Feuerwehrleuten in Kernstadt und den Stadtteilen. Als kleines Dankeschön erhalten alle Feuerwehrkameradinnen und Kameraden der Feuerwehren der Stadt Haiger für die geleistete Arbeit eine Sporttasche mit Feuerwehr-Aufdruck für Ihre persönliche Ersatzkleidung.

Der Vereinsvorsitzende Daniel Schwedes berichtete, dass „die Normalität langsam zurückkehrt“. Die Kameradschaft sei gepflegt worden. Höhepunkt sei der Adventstreff am Marktplatz gewesen, bei dem viele Kameraden mitgearbeitet hätten. Schwedes dankte den Organisatoren des Musikvereins für dieses  Highlight. Im laufenden Jahr sind ein mehrtägiger Ausflug sowie ein Sommerfest geplant. Auch der Grenzgang und die Beteiligung am Altstadtfest sind fest eingeplant. Die Zahl der Mitglieder ist rückläufig. „Es sollte wieder selbstverständlich sein, Mitglied im Feuerwehr-Verein zu sein“, meinte Schwedes und bedankte sich ebenfalls bei Berthold Kasteleiner für dessen vorbildliches Engagement.

Der Förderverein der Haigerer Wehr hat Jacken, einen Nebelgenerator und eine App angeschafft. Zudem „spendierte“ er die speziellen Navigationsgeräte für die beiden neuen Fahrzeuge. Außerdem wird die Jugendarbeit unterstützt. Im Jahr 2023 soll die Übungsbeteiligung besonders gefördert werden - jeder, der eine Übungsbeteiligung von 30 Stunden erreicht, soll eine Belohnung erhalten. Daniel Schwedes dankte allen privaten Spendern sowie der heimischen Industrie für die Unterstützung. 
Jugendwart Florian Kasteleiner berichtete von 33 Übungen und Veranstaltungen im vergangenen Jahr. Der Ausflug in den Hessenpark zum Aktionstag der hessischen Jugendfeuerwehren sei sehr erfolgreich gesehen. Auch die lang ersehnte Leistungsspange – das höchste Abzeichen für Jugendfeuerwehrleute – habe mit fünf Teilnehmern aus Haiger endlich wieder stattfinden können. Nach guter Vorbereitung durch den städtischen Jugendfeuerwehrwart Sascha Kepper seien alle Aufgaben erfolgreich erfüllt worden.

Leider habe der Teamgeist durch Corona gelitten - deshalb stand ein größeres Event an der Blockhütte auf dem Programm, wo es zu einem Wettstreit zwischen Jugendfeuerwehr und Betreuern kam. Dieses „Teambuilding“ kam sehr gut an. 

Leider gebe es auch Rückschläge. Zwei Mitglieder hätten nicht gehalten werden können, so dass es im Moment nur noch neun, allerdings sehr aktive Mitglieder gebe. 2023 werde schwierig, da einige Nachwuchskräfte in die Einsatzabteilung wechseln und dann nur noch vier Kids in der Jugendwehr verbleiben. „Nachwuchs-Gewinnung ist eine riesige Anstrengung“, sagte Kasteleiner und erinnerte an die erfolgreiche Feuerwehr-AG in der Haigerer Grundschule: „Es muss nichts neu erfunden werden.“ Kasteleiner wird weiter Betreuer bleiben und wünschte seiner Nachfolgerin Franziska Orth alles Gute für die neue Aufgabe.

Die Vorstände des Vereins und des Fördervereins wurden ohne Gegenstimme entlastet. 


Wahlen in Rekordzeit 

Fast ausschließlich einstimmige Beschlüsse

„Für uns gilt das Motto: ‚einer für alle, alle für einen‘“, sagte Haigers Wehrführer Sven Alber. Und diese Einigkeit der Florianer wurde auch bei den Wahlen deutlich, die bis auf eine Ausnahme einstimmig (bei wenigen Enthaltungen) über die Bühne gingen.

Im Feuerwehrverein wurde der Vorsitzende Daniel Schwedes einstimmig bestätigt. Für den scheidenden „Vize“ Berthold Kasteleiner rückt Lukas Kasteleiner in den Vorstand auf. Kassierer bleibt Sven Alber, auch 

Schriftführer Dominic Tenne wurde bestätigt. Als Beisitzer bestätigt wurden Dieter Enseroth und Maximilian Michels. Für einen weiteren Beisitzerposten (für Marcel Herold) bewarben sich Tobias Lomberg, Gianluca Dilauro und Jens Ess. Lomberg gewann die Wahl letztlich mit einer Stimme Vorsprung vor Dilauro.  

Auch im Förderverein der Feuerwehr bleibt Daniel Schwedes an der Spitze. Sein Stellvertreter ist Lukas Kasteleiner. Sven Alber kümmert sich um die Kasse und Dominic Tenne um die Schriftlichkeiten. Beisitzer sind Dieter Enseroth, Maximilian Michels und Tobias Lomberg.   

Im Feuerwehrausschuss bleibt der Wehrführer  Sven Alber im Amt, da seine Amtsperiode noch läuft. Als Stellvertreter wurde Daniel Schwedes einstimmig bestätigt. Neue Jugendwartin ist Franziska Orth, die einstimmig zur Nachfolgerin von Florian Kasteleiner gewählt wurde. Kasteleiner erhielt für sein großes Engagement einen Präsentkorb und versprach, sich auch weiter in der Jugendarbeit einzubringen. Vertreter der Alters- und Ehrenabteilung im Ausschuss bleibt Joachim Littschwager. Beisitzer sind Dieter Enseroth, Tobias Lomberg, Maxiimilian Michels, Dominic Tenne und Lukas Kasteleiner. 

Schlüsselübergabe für die beiden neuen Fahrzeuge (v.l.): Daniel Schwedes (Stellvertretender Wehrführer), Sven Alber (Wehrführer), Bürgermeister Mario Schramm und Stadtbrandinspektor Andreas Dilauro. Foto: Ralf Triesch/Stadt Haiger