Zweites Planänderungsverfahren läuft


Die Autobahn Westfalen, die unter anderem für die A45 und ihre Brücken zuständig ist, hat das zweite Planänderungsverfahren für die Talbrücke Sechshelden eingeleitet. Die Unterlagen wurden kürzlich ans Regierungspräsidium nach Gießen geschickt.

Aufgrund aktueller Rechtsprechung fließen Ergebnisse eines Fachbeitrags zum Thema Entwässerung in die Genehmigungsunterlagen ein.

Die Autobahn Westfalen musste den Nachweis erbringen, dass die Gesamtmaßnahme keine negativen Auswirkungen auf die Dill hat.  Zur Erinnerung: Im Zuge des Ersatzneubaus der Talbrücke waren zwei Regenrückhaltebecken geplant – eines in Höhe der Rastanlage Schlierberg, das andere an der Anschlussstelle Dillenburg.

„Ein wichtiger Beitrag zum Umweltschutz“

Neu ist nun, dass beide Anlagen als so genannte Retentionsbodenfilterbecken gebaut werden. „Das ist ein wichtiger Beitrag zum Umweltschutz, denn mithilfe der Retentionsbodenfilter, die derzeit den höchsten Stand der Technik abbilden, wird das Oberflächenwasser, das von der Autobahn abfließt, gereinigt. Die Retentionsbodenfilter sind quasi kleine Öko-Kläranlagen, in denen Schilf die Reinigung des Wassers übernimmt“, erklärt Eugen Reichwein, Leiter der Außenstelle Dillenburg bei der Autobahn Westfalen.

Mehr Lärmschutz dank einer zusätzlichen Mittelwand

Und auch in Sachen Lärmschutz gibt es gute Nachrichten: Nach den zahlreichen Forderungen der Bürgerinnen und Bürger kam die Autobahn Westfalen auch dem Wunsch einer Gesamtlärmbetrachtung nach. Ermittelt wurden die Werte unter Berücksichtigung aller schalltechnisch relevanten Verkehrswege (Autobahn, Bundesstraße, Bahnstrecke). Auch diese Ergebnisse flossen in die zweite Planänderung mit ein.

Um den Verkehrslärm der A45 zu minimieren, sind nun auf beiden Seiten der Talbrücke Sechshelden 7,25 Meter hohe Lärmschutzwände (vorher: 6,50 Meter in Fahrtrichtung Dortmund und 5,50 Meter in Fahrtrichtung Frankfurt) geplant. Zusätzlich wird eine fünf Meter hohe, stark absorbierende Lärmschutz-Mittelwand über die komplette Brückenlänge eingezogen. Die Immissionsgrenzwerte am Tag werden somit vollständig eingehalten, und nachts wird es lediglich an 49 Häusern (vorher 95) eine Überschreitung der gebietsabhängigen Immissions-Grenzwerte geben. Diese Eigentümer haben aber mit Blick auf diese Werte Anspruch auf passiven Lärmschutz (z.B. Schallschutzfenster).

Gutachten: „Hauptquelle des Lärms sind die Bahn und die B 277“

„Damit werden wir ein Lärmschutzniveau erreichen, das weit über die Empfehlungen des Gutachters hinausgeht“, sagt Samuel Freund, Geschäftsbereichsleiter Planung in der Außenstelle Dillenburg der Autobahn Westfalen.

Denn: Die Gesamtlärmbetrachtung ergab, dass die Hauptlärmquelle nicht die A45 ist, sondern die Bahnstrecke und die B277. „Mit unseren Lärmschutzmaßnahmen sorgen wir nun auch indirekt dafür, dass die Bürger in Sechshelden besser vor dem Lärm der Bahnstrecke und der Bundesstraße geschützt sind“, so Freund weiter. Die Lärmschutzwände in Fahrtrichtung Frankfurt (Mittel- und Außenwand) werden übrigens bereits mit Fertigstellung des ersten Teilbauwerks umgesetzt.

Die Mitglieder der Bürgerinitiative „Menschen unter der Talbrücke – MuT“, die sich lange Zeit für eine Tunnellösung stark machten und dann auch für Nachbesserungen der Genehmigungsunterlagen kämpften, wurde ebenso wie der Magistrat der Stadt Haiger am 11. Oktober über die Änderungen der Planungsunterlagen informiert. In Kürze sollen die Pläne dann für alle Bürger im Rathaus der Stadt Haiger offengelegt werden. Die “Offenlegung” findet vom 1. bis zum 30. November zu den Öffnungszeiten des Rathauses statt. Um vorherige Terminvereinbarung unter der Rufnummer 02773/8110 wird gebeten.

Außerdem werden die Pläne auf der RP-Homepage einsehbar sein.

Pläne sind bald im Internet zu finden

Sollte der Planfeststellungsbeschluss im Sommer 2022 bestandskräftig werden, starten die Bauarbeiten für den Ersatzneubau der Talbrücke Sechshelden Anfang 2023.