Vom Bahntunnel zum touristischen Highlight


„Das ist ein Gewinn für alle“, sagte der Bauausschuss-Vorsitzende Attila Hartmann, und auch Bürgermeister Mario Schramm sprach von einem „absoluten touristischen Highlight“. Wenn alles klappt, soll noch vor dem Hessentag im Juni 2022 der „Rabenscheider Tunnel“ zu einem Rad- und Gehweg ausgebaut werden und damit den Fuß- und Radverkehr zwischen Langenaubach und Breitscheid sowie dem angrenzenden Westerwald erleichtern und vor allen Dingen wesentlich sicherer machen. Der Tunnel solle in das überörtliche Radwegenetz eingebunden werden, sagte Schramm. Auch die Zuwegung werde optimiert.

Rund um Haiger gibt es über 126 Kilometer bestens ausgeschilderte Radwege. Die Touren sind hervorragend mit den benachbarten Kommunen vernetzt. Problematisch wird es aber für Radsportler, die auf dem Weg in Richtung Westerwald sind. Der Weg über die Langenaubacher Blockhütte ist extrem steil und für ungeübte Radfahrer fast nicht zu bewältigen. Die alternativ nutzbare Landesstraße 3044 ist eng, sehr kurvig und wird stark von Pkw und Lkw befahren. Vielen Radfahrern ist diese Strecke zu gefährlich.

Einen hervorragenden „Zubringer“ zum Westerwald soll nun der einstige Bahntunnel bei Langenaubach bilden. Er wird im Volksmund „Rabenscheider Tunnel“ genannt, obwohl der Ort Rabenscheid vier Kilometer entfernt liegt, und verband einst die Orte Langenaubach und Breitscheid auf der so genannten „Balkanstrecke“. Seit die Bahnstrecke Haiger – Breitscheid im Jahr 1997 still gelegt wurde, wird dieser Tunnel (Baujahr 1939), der sich im Besitz der Bahn AG befindet - nicht mehr genutzt. Er ist 1114 Meter lang. Am Tunnelportal auf Haigerer Seite befinden sich bereits ein kleiner Rastplatz, eine Quelle und ein Wassertretbecken im Aubach.

Der Tunnel bringt den Radfahrern deutlich mehr Sicherheit

„Der Radwegetunnel kann sich zu einem Top-Highlight im Tourismus entwickeln und zur Aufwertung der beiden Kommunen Breitscheid und Haiger beitragen“, zeigte sich Bürgermeister Schramm in der Bauausschuss-Sitzung überzeugt. Außerdem sei es „dringend an der Zeit, die gefährliche Verbindung über die Landesstraße 3044 zu beseitigen“. Mittlerweile sei alles vorbereitet und abgearbeitet, technisch und naturschutzrechtlich sei alles geklärt, auch mit der Gemeinde Breitscheid habe man eine Einigung erzielt. „Das wird ein tolles Nachhaltigkeitsprojekt, noch dazu können wir in ein neues Förderprogramm reinrutschen, sodass der größte Teil der Kosten durch Fördermittel hereinkommt“, berichtete Rathaus-Chef Schramm.

André Münker erklärte, der Tunnel sei „wunderschön eingebettet in einen Buchenhochwald und das Aubachtal“. In der Nachbarschaft gebe es bereits diverse Höhepunkte wie die Aubacher Blockhütte „Zu den wilden Weibern“ und das Breitscheider Herbstlabyrinth. Der Tunnel sowie die Zuwegung (insgesamt 1900 Meter) sollen komplett asphaltiert werden. Münker lud jeden Interessierten ein, sich ein ähnliches Projekt in Drolshagen anzusehen: „Nur nicht sonntags, da ist da viel zu viel los.“ Der Tunnel könne sich zu einem tollen Marketinginstrument für Haiger entwickeln.

Der Tunnel solle beleuchtet werden, eventuell könne auch eine Überwachung mit Notrufsäule eingebaut werden. Die Fahrbahnbreite soll 2,50 Meter außerhalb des Tunnels und vier Meter im Tunnel betragen. Neben der asphaltierten Strecke wird in der „Röhre“ Schotter eingebaut.

Die Stromeinspeisung ist von Langenaubach aus geplant. Wenn alles wunschgemäß ablaufe, könne der Tunnel noch vor dem Hessentag fertiggestellt werden. „Radfahrer und Spaziergänger werden sich freuen“, meinte Münker. Im Winter müsse der Tunnel wegen der dort lebenden Fledermäuse geschlossen werden.

Die Gesamtkosten liegen bei etwa 800.000 Euro, durch ein Sonderprogramm des Bundes und des Landes („Stadt und Land“), das seit Anfang 2021 existiert, könnten 80 Prozent der Kosten gefördert werden. Wenn man die restlichen rund 200.000 Euro teilt, wären für Haiger 100.000 Euro fällig. Wir sind überzeugt, dass das nachhaltig und perspektivisch investiertes Geld ist“, erklärte Münker. Das Projekt werde ganz sicher viel Aufmerksamkeit erfahren.