„Feuerwehr ist immer Teamarbeit“


Viele, wenn nicht sogar alle, Feuerwehren suchen händeringend Einsatzkräfte. Das ist auch im Raum Haiger nicht anders. Die meisten „Neuzugänge“ waren vorher Mitglieder einer Jugendfeuerwehr. In Fellerdilln schlossen sich kürzlich spontan drei Männer aus dem Stadtteil der Wehr an, weil sie beim großen Waldbrand im vergangenen August gesehen hatten, welche große Bedeutung die „Florianer“ haben. Doch das ist eine große Ausnahme. „Wir brauchen mehr Quereinsteiger, die sich unseren Einsatzabteilungen anschließen“, sagt Stadtbrandinspektor Andreas Dilauro: „Leute, wie Matthias Freischlad.“ Der 28-Jährige ist erst im vorletzten Jahr zur Haigerer Kernstadtwehr gekommen, weil ein Arbeitskollege von der Arbeit der Wehren geschwärmt hatte. Fragt man ihn heute, 19 Monate später nach seinen Hobbys, kommt die Antwort wie aus der Pistole geschossen: „Feuerwehr!“ 

Schon nach kurzer Zeit ist der Familienvater - der als Planer für Technische Gebäudeausrüstung (TGA) mit den Themen Heizung, Lüftung, Sanitär befasst ist – voll integriert in der Einsatzabteilung, bei der ihm „die Kombination aus guter Gemeinschaft und einem interessanten Fachgebiet“ besonders gefällt. „Natürlich war der Waldbrand im August mein spektakulärster Einsatz“, berichtet Freischlad rückblickend und zeigt sich begeistert, „wie schnell man nach dem ersten Gespräch aufgenommen wird und bereits an den Übungen teilnehmen kann“.

„Ich will noch einige Lehrgänge besuchen und mich weiter qualifizieren.“

Das Ziel des 28-Jährigen ist klar: „Ich will noch einige Lehrgänge besuchen und mich weiter qualifizieren.“ Einen „Traum-Job“ in Reihen der Feuerwehr hat er (noch) nicht – aber das kann ja noch kommen. 

Nach seinem „Blitzstart“ in die Haigerer Wehr hat Matthias Freischlad mit der Redaktion von „Haiger heute“ über sein Engagement und die Rolle der Feuerwehr gesprochen. 

Herr Freischlad, Sie sind ein Quereinsteiger in die Freiwillige Feuerwehr der Stadt Haiger – warum hat es bis zum 28. Lebensjahr gedauert, bis Sie den Weg in die Wehr gefunden haben?

„Die größte Hürde, in die Feuerwehr einzutreten, war eigentlich die Tatsache, dass ich gar nicht genau wusste, was man da macht, ob ich dafür geeignet bin und wie man zur Feuerwehr kommt.“ 

Wie würden Sie die Aufgaben der Feuerwehr zusammenfassen?

„Die sind umfangreich. Von der Rettung bei Bränden, Unwettern, Verkehrsunfällen bis hin zur Rettung von eingebrochenen Personen aus vereisten Gewässern - die wichtigste Aufgabe der Feuerwehr ist die Rettung von Menschen und Tieren aus Zwangslagen. „Retten, Löschen, Bergen, Schützen“ - diese vier Schlagworte fassen die Aufgaben der Feuerwehr treffend zusammen. Die höchste Priorität hat dabei die Rettung von Menschen und Tieren aus lebensbedrohlichen Zwangslagen. 

Welche Beispiele können Sie nennen?

Mal gilt es, Menschen aus einem brennenden und verrauchten Haus zu befreien oder Personen nach einem Verkehrsunfall aus ihren Fahrzeugen zu retten. Manchmal sind Mülltonnen, Fahrzeuge, Gebäude oder auch ein Wald wie 2022 im Roßbachtal zu löschen. Außerdem bergen wir Sachgüter wie zum Beispiel Fahrzeuge nach einem Unfall – und leider gehört hierzu auch die Bergung von verstorbenen Personen. Beispiele für das Schützen sind das Schützen der Umwelt bei austretenden Gefahrstoffen und vorbeugende Maßnahmen wie zum Beispiel der Brandsicherheitsdienst.

Wie bereiten Sie sich auf diese so unterschiedlichen Einsätze vor?

Hierzu gehört insbesondere die regelmäßige Beteiligung an Übungen und als Grundvoraussetzung natürlich die Absolvierung von einigen Lehrgängen. Im Rahmen der Übungen werden die umfangreich zur Verfügung gestellten feuerwehrtechnischen Gerätschaften erklärt, sodass im Einsatzfall eine fachgerechte Handhabung möglich ist.

Was gefällt Ihnen besonders an der Feuerwehr-Tätigkeit?

Die Gemeinschaft ist ein wesentlicher Bestandteil, der gepflegt und gefördert wird. Denn Feuerwehr ist immer Teamarbeit, und man muss sich im Ernstfall auf seine Kameradinnen und Kameraden zu hundert Prozent verlassen können.

„Wer Feuerwehrfrau oder -mann werden will, braucht Freude und Motivation für die Sache“

Welche Zugangsvoraussetzungen gibt es? Kann jeder Feuerwehrmann oder -frau werden?

Wer zur Feuerwehr will, der braucht Freude und Motivation für die Sache. Es ist eine ehrenamtliche Tätigkeit, die in erster Linie über gute Gemeinschaft und interessante Tätigkeiten entlohnt wird. Es sind keine besonderen Vorkenntnisse zur Feuerwehr oder Technik notwendig. Körperliche Fitness ist von Vorteil, aber wer vor Bewegung nicht gleich zurückschreckt, braucht nicht zu zögern, mal bei der Wehr in den Stadtteilen oder der Kernstadt vorbeizuschauen. Was nicht ist, kann ja noch werden.

Und wie geht es weiter, wenn sich der Interessierte dann entschieden hat, den Weg zu den „Florianern“ zu wagen?

In der Feuerwehr gibt es eine eigene Ausbildung für die verschiedenen Aufgabenbereiche und Positionen, die besetzt werden. Vor dem ersten Einsatz steht die Teilnahme an den Übungen und dem ersten Teil der Grundausbildung, diese besteht aus dem Lehrgang „Truppmann I“, der auf Kreisebene durch die Lahn-Dill-Feuerwehrschule angeboten wird. Der Lehrgang dauert aktuell zwei Wochen, an denen man an drei Samstagen und neun Abenden ausgebildet wird. Der zweite Teil der Grundausbildung - der so genannte „Truppmann II“ - findet in der Regel ein Jahr später statt. In diesem Zeitraum ist es aber möglich, weitere Lehrgänge zu absolvieren wie zum Beispiel der Sprechfunklehrgang und aufbauend der Atemschutzgeräteträgerlehrgang. Außerdem gibt es eine Vielzahl an Weiterbildungsmöglichkeiten, um für die verschiedensten Einsätze oder Führungspositionen ausgebildet zu werden. Spezifischere Lehrgänge oder die Ausbildung für Tätigkeiten als Führungskraft finden an der Landesfeuerwehrschule in Kassel statt, diese Lehrgänge dauern in der Regel fünf bis zehn Werktage in Vollzeit.

„Eine viel sinnvollere Freizeitbeschäftigung kann ich mir nicht vorstellen“

Wie kann der Start in die Feuerwehr konkret aussehen? Man kann ja nicht einfach zum Feuerwehrhaus gehen und sagen: „Ich hätte gerne eine Uniform!“ 

Ich habe als Außenstehender einfach angerufen und einen Termin beim Stadtbrandinspektor bekommen. In einem ersten Gespräch wurden mir die Regularien und ein Teil der Aufgaben beschrieben, im Anschluss haben wir uns das Feuerwehrhaus mit den dazugehörigen Fahrzeugen angeschaut. Dann bekam ich den Termin für die nächste Übung und die Namen der Ansprechpartner. Bei der ersten Übung konnte ich einfach mal zugucken, wurde aber direkt freundlich aufgenommen und eingebunden. Sobald der Eintritt in die Feuerwehr formell erledigt ist, wird man eingekleidet und kann an den Übungen teilnehmen.

Sie sind natürlich noch nicht so lange dabei, aber wie sieht Ihre Bilanz aus? Würden Sie Freunden und Bekannten ebenfalls – wie Ihr Arbeitskollege seinerzeit – den Weg in die Feuerwehr empfehlen? 

Auf jeden Fall. Ich habe meinen Weg zum Feuerwehrhaus nicht bereut und kann nur jedem empfehlen, sich die Arbeit der Feuerwehr mal anzuschauen. Eine viel sinnvollere Freizeitbeschäftigung kann ich mir nicht vorstellen. Wer etwas übrig hat für ehrenamtliches Engagement, daran interessiert ist, Neues zu lernen und auch mal ungewöhnliche Technik zu nutzen und in einem kameradschaftlichen Team mitarbeiten möchte, der ist bei uns genau richtig. 

Wo können sich Interessenten melden?

Ansprechpartner sind Andreas Dilauro und seine Kollegen von der Stabsstelle Brand-/Zivilschutz, die unter der Telefonnummer (02773) 811-706 zu erreichen ist. (Siehe auch: „Hier spricht der Stadtbrandinspektor“)


Hier spricht der Stadtbrandinspektor

 

„Wenn Du Lust auf eine sinnvolle Freizeitgestaltung hast, ein wenig Interesse an Technik besitzt und gemäß dem Hessischen Brand- und Katastrophenschutzgesetz für die Feuerwehr geeignet bist sowie gerne für andere da bist, dann komm doch zu uns.

Die Ansprechpartner der Feuerwehren innerhalb des Stadtgebietes Haiger, deren Anschrift, die E-Mail-Adresse oder Telefonnummer erfährst Du bei der Stabsstelle Brand- /Zivilschutz der Stadt Haiger unter der Telefonnummer (02773) 811-706.

Bereits mit zehn Jahren kannst Du Mitglied einer Jugendfeuerwehr der Stadt Haiger werden. Um in die Einsatzabteilung aufgenommen zu werden, musst Du mindestens 17 Jahre alt sein.

Nach einer intensiven Grundausbildung bist Du vorbereitet, um gemeinsam mit den anderen Einsatzkräften das erste Mal zu Einsätzen „rauszufahren“.

Nimm doch einfach Kontakt mit uns auf!

Wir beantworten gerne weitere Fragen, die Du noch hast und wir zeigen Dir alles im Rahmen unserer Übungen und Unterrichtsveranstaltungen. Dann kannst Du Dir selbst einen Eindruck verschaffen und vielleicht auch bald Mitglied in unseren Reihen werden.

Wir freuen uns auf einen Besuch. Du bist herzlich willkommen.“  

Andreas Dilauro
Stadtbrandinspektor