„Wir alle haben unsere Probleme mit der digitalen Technologie, es gibt jede Menge Fragen und Fallstricke. Da ist es sehr gut, dass mit HaiDigital jetzt praktische Hilfe angeboten wird“, sagte Stadträtin Sigrun Schmidt bei der ersten Veranstaltung der neuen Haigerer Initiative. Sie dankte den Initiatoren für das „wunderbare“ Angebot und wünschte HaiDigital viel Erfolg. „Wir freuen uns, wenn im neuen Stadthaus Leben einkehrt und Veranstaltungen stattfinden – genau dafür war es gedacht“, meinte Sigrun Schmidt. Im Mittelpunkt des Abends stand ein Referat von Ulrich Kaiser (Polizeipräsidium Mittelhessen) über „Cyber-Kriminalität“.
Silvia Fladerer vom Haigerer Arbeitskreis für Senioren- und Behindertenfragen freute sich über den hervorragenden Besuch von rund 80 Gästen. „Damit hatten wir nicht gerechnet!“ Sie dankte dem immer größer werdenden Team um Volker Beck, das dabei helfen wolle, „Fragen zu beantworten, die oft in der Familie nicht beantwortet werden“. Sie hoffe sehr, dass die Besucher der Veranstaltungen von HaiDigital „schlauer nach Hause gehen als sie gekommen“ sind. Silvia Fladerer berichtete, dass die Idee zu HaiDigital im Arbeitskreis entstanden sei und dankte der Stadt für die umfangreiche Unterstützung und die „wunderschöne Anlaufstelle im neuen Stadthaus“.
Gerhard Weller, einer der Organisatoren des neuen Angebots, erinnerte an die Entwicklung der Digitalisierung, die sich in nahezu allen Lebensbereichen bemerkbar mache. Computer beeinflussten die Gesellschaft und die Art zu leben. Ziel von HaiDigital sei es, Ängste zu nehmen, Hilfestellungen anzubieten und die Sicherheit der Bürger durch bewussten Umgang mit der Technik zu steigern.
Herangehen mit Respekt, aber ohne Angst
„Technik bietet viele Vorteile, aber man kann auch an ihr verzweifeln. Oft hört man die Klage: Ich komme nicht mehr mit“, sagte Volker Beck, einer der „Motoren“ der Initiative. „Man muss sich dem Thema mit Respekt, aber ohne Angst nähern.“ Wichtig sei es, sich mit dem Thema zu befassen „und das rauszusuchen, was man für sein persönliches Leben brauchen kann“. HaiDigital wolle Hilfe bei Alltagsproblemen leisten und die Bürger individuell unterstützen. Weitere Vorträge zum Beispiel zum Online-Banking (17. April) sind vorgesehen. Gleichzeitig wird es regelmäßig einmal monatlich Sprechstunden im Stadthaus geben, bei denen Besucher ihre konkreten Fragen an die Experten richten können.
Polizei-Experte Ulrich Kaiser bezog die Zuhörer mit in seinen Vortrag ein. Im Mittelpunkt standen vor allem die privaten Nutzer von Handy und PC. Ein Problembewusstsein sei sehr wichtig. Viele Internetnutzer hätten über Dutzend Accounts, zum Beispiel in den Bereichen E-Mail, Soziale Medien, Shopping oder Bank. Es gebe sehr große Angriffsflächen für die Ganoven, „die leider sehr klug sind, wie Kaiser erklärte.
Passwörter sollten mindestens 12 Zeichen haben
Schützen könne zum Beispiel die Auswahl und Gestaltung der Passwörter. Zwölf Zeichen solle ein Passwort mindestens lang sein. Es sollte Zahlen, große und kleine Buchstaben und Sonderzeichen enthalten, keinesfalls Namen und Namenskombinationen. Ganz wichtig: nie das gleiche Passwort für mehrere Seiten verwenden. Kaiser: „Wenn dann ein Account geknackt wird, sind zugleich auch die anderen gefährdet.“
Kaiser empfahl die so genannte „Zwei-Faktor-Authentifizierung”, die von vielen Anbietern unterstützt wird. Dabei wird zum Beispiel ein Code auf das Handy des Nutzers geschickt, mit dem dieser sein Programm starten kann. „Das ist gar nicht so schwer, kann nicht ausgespäht werden und bedeutet ein großes Plus an Sicherheit.“
Auf keinen Fall dubiose Links anklicken
Kriminalhauptkommissar Kaiser warnte davor, dubiose Links anzuklicken. Wenn in Facebook eine Nachricht komme „Bist Du das auf dem Video?“, dann gehe es dem Internet-Gauner nur darum, dass der Nutzer einen Link klicke und auf eine – oft hervorragend imitierte – Website geleitet werde. „Wenn dort Passwörter oder Zugangsdaten gefordert werden, müssen Sie unbedingt abbrechen“, riet Kaiser seinen Zuhörern. Das gelte auch bei Anrufen. „Geben Sie niemals Passwörter, Kreditkarten-Daten oder eine TAN am Telefon raus – Banken zum Beispiel rufen Sie nicht an, um solche Informationen zu erhalten.“
Misstrauen sei vor allem auch bei angeblichen, aber oft echt anmutenden Bank-Mitteilungen - „Finance Phishing” - angebracht, denn Banken wendeten sich praktisch nie auf diesem Wege an ihre Kunden. Und schon gar nicht mit Nachfragen nach Konto- oder Erkennungsdaten. Auf keinen Fall, warnte Kaiser, dürfte auf angebotene Buttons geklickt werden. Anhänge in verdächtigen E-Mails sollten niemals geöffnet werden, da im schlimmsten Fall ein Virus auf dem Rechner landen könne. Kaiser empfahl Anti-Virus-Software und Ad-Blocker, die vor unnötiger Software schützen.
„Gesundes Misstrauen ist wichtig“, schloss Kaiser seinen Vortrag und suchte anschließend das Gespräch zu den Zuhörern, die übereinstimmend berichteten, selbst bereits im Internet „angegriffen“ worden zu sein.
Termine
Individuelle Beratung: jeden ersten Dienstag im Monat von 15.30 – 17 Uhr
Vortrag: E-Rezept (Mi., 20. März, 17 – 18.30 Uhr).
Vortrag: Sicherheit im Internet - Folgeangebot zum Vortrag (Di., 9. April, 17 – 18.30 Uhr)
Vortrag: Online-Banking (Mi., 17. April, 17 Uhr).
Vortrag: Online-Banking – Folgeangebot (Mi., 15. Mai, 17 – 18.30 Uhr)