40 Kubikmeter Müll pro Monat


Es ist jedes Jahr das Gleiche. Wenn der Schnee (sofern denn welcher gefallen ist) geschmolzen ist, dann wirkt so manche Randfläche der Haigerer Straßen wie eine Mülldeponie. Flaschen, Tüten, Verpackungen vom Schnellimbiss und vieles mehr tauchen auf und müssen von den Mitarbeitern des städtischen Bauhofs entsorgt werden. „Wo ist das Problem, den Müll ordentlich zu entsorgen? Wie kann man auf die Idee kommen, einfach das Fenster runterzukurbeln und die Imbissverpackung rauszuwerfen?“, fragt sich Bauhof-Leiter Daniel Beeck. Er und seine  Kollegen, die regelmäßig zur Entsorgung ausrücken, haben beim aktuellen „Frühjahrsputz“ den Eindruck, dass sich die Zustände eher verschlechtert als verbessert haben.

„Was dort passiert, ist absolut unsozial“, kritisiert auch Bürgermeister Mario Schramm. „Schließlich muss die Allgemeinheit über ihre Steuergelder für die Entsorgung des Abfalls aufkommen.“

Dabei geht es nicht nur um die Straßenränder. „Am Paradeplatz sieht es montags aus wie auf einer Müllkippe“, weiß Daniel Beeck. Mancher Friedhofsparkplatz in Haiger und den Stadtteilen oder auch der Drehplatz im Vogelsgesang dient dem ein oder anderen als „Verzehr-Station“. Und wenn der Döner oder die Familienpizza verzehrt sind, dann fliegen die Verpackungen einfach aus dem Fenster – bequem, aber unsozial. Zumal in Haiger und den Stadtteilen nicht weniger als 334 öffentliche Mülleimer stehen, die genutzt werden können.

Eine besondere Anziehungskraft auf Müllsünder scheinen die Bereiche rund um Altglascontainer sowie Friedhöfe zu haben. In den großen Friedhofscontainern wurden bereits komplette Sitzgarnituren entdeckt, neben Altglascontainern werden alte Fenster, Teppiche und tütenweise Hausmüll abgestellt. Motto: „Irgendjemand wird sich ja wohl darum kümmern…“

Und das stimmt natürlich auch, wie der Bauhof berichtet. Die Mitarbeiter des städtischen Bauhofs sind viele Stunden in der Woche damit beschäftigt, die 334 Müllbehälter und 41 Dog-Stations (hier gibt es Tüten für den Hundekot) zu leeren. Außerdem werden sie nahezu täglich gerufen, wenn wieder jemand Bauschutt oder Hausmüll in die Landschaft gekippt hat oder – wie kürzlich in Flammersbach – meint, einen Satz Öltanks in der „Petersbach“ endlagern zu müssen.

Oft muss auch Sondermüll wie Altöl auf Kosten der Allgemeinheit entsorgt werden

„Der anfallende Restmüll beträgt rund 40 Kubikmeter im Monat. Dabei geht es um die Mülleimer und den so genannten wilden Abfall“, rechnet Beeck vor. Der Müll wird über die Sechsheldener Firma Jackel entsorgt. Behälter mit Altöl, Kühlschränke oder Elektrogeräte und Altreifen werden gesammelt und vom Bauhof zur Entsorgung gefahren. „Altöl zum Beispiel ist Sondermüll, das wird alles auf Kosten der Allgemeinheit von uns entsorgt“, sagt Beeck. Beeck und seine Kollegen sowie die Mitarbeiter der städtischen Ordnungspolizei sind davon überzeugt, dass durch die vor einigen Jahren im Lahn-Dill-Kreis eingeführten mengenabhängigen Müllgebühren und den aktuellen Lockdown aufgrund der Corona-Pandemie eine erhebliche Steigerung von Hausmüll in öffentlichen Mülleimern und wilder Müll in Wald und Flur zu verzeichnen ist. 

„Natürlich schauen unsere Ordnungspolizisten genau hin und versuchen, die Verursacher zu entdecken. Aber das ist sehr schwierig. Uns bleibt nichts weiter übrig, als immer wieder an die Bevölkerung zu appellieren, die gängigen Möglichkeiten zur Abfallentsorgung zu nutzen“, sagt Bürgermeister Mario Schramm. In dieser Hinsicht sei die Stadt, unterstützt vom Lahn-Dill-Kreis, mit dem samstags geöffneten Wertstoffhof und anderen Angeboten (Sperrmüll, Abholung von Sondermüll, Abgabemöglichkeit von Elektroschrott an der Deponie Aßlar) gut aufgestellt. 

Illegale Müllentsorgung ist kein Kavaliersdelikt - Ein Bußgeld von bis zu 5000 Euro ist möglich

 Illegale Müllentsorgung ist übrigens kein Kavaliersdelikt. Laut Gefahrenabwehrverordnung der Stadt wird eine solche illegale Müllentsorgung als Ordnungswidrigkeit behandelt und kann mit einer Geldbuße von bis zu 5000 Euro belegt werden.