Das Leinenmuseum öffnet wieder


Das Leinen- und Spitzenmuseum in Haigerseelbach öffnet am Sonntag (7. April, 14 bis 17 Uhr) wieder seine Räume. Die Mitarbeiter des Museum zeigen verschiedene Arbeitsschritte zur Herstellung von Leinen, mit Schwerpunkt Weben.

Die bäuerliche Leinenweberei

Schon in vorgeschichtlicher Zeit war die Leinenweberei in ganz Mitteleuropa ein Bestandteil der bäuerlichen Produktion. Auf vielen Höfen wurde gewebt, Leinenstoffe gehörten auch zu den Fronabgaben der Bauern an ihren Lehnsherrn. Die Verarbeitung von Flachs bis zum Gewebe blieb mit der ländlichen Bevölkerung verbunden wie kein anderes textiles Material. Bis ins 20. Jahrhundert wurde der Leinenstoff selbst hergestellt.

Man spann und webte das Leinen selbst. Möglichst viele Ballen gut gewebter, hochwertiger Leinenstoffe zu besitzen, sicherte die Bekleidung der Familien für Generationen. Die Bearbeitung des Flachses bis zum fertigen Faden war im wesentlichen Frauensache, es war sozusagen ihr wichtigstes Metier. Zur Aussteuer jedes Mädchens gehörten die dazu notwendigen Geräte, die Breche, die Schwinge, die Hechel, sowie das Spinnrad und die Haspel. Der Umgang mit diesen Geräten, vor allem das Spinnen, gehörte lange zum selbstverständlichen Wissen jedes Mädchens. Später beteiligten sich auch Männer an der Arbeit.

In verschiedenen Regionen wurde über den Eigenbedarf hinaus auch für den Verkauf produziert. Sowohl der gehechelte Flachs als auch das gesponnene Garn und der Leinenstoff waren eine begehrte Handels- und Tauschware. Durch den großen Bedarf an Stoffen war dieses Gewerbe anfangs recht ertragreich.

Schon im Mittelalter entstand der Beruf des Leinewebers, der im Auftrag für Ritter und Edelleute nicht nur Kleider sondern auch Waffenröcke, Satteldecken, Hutbezüge und Banner webte.

Auch in Haiger-Seelbach gab es bis zur Mitte des 19. Jahrhundert verschiedene Einwohner, die den Beruf des Leinenwebers ausführten.

Durch große Umbrüche im technischen Sektor der Weberei ging das Weberhandwerk unter, nicht ohne Schwierigkeiten für die Weber- vor allem für die Leinenweber, deren Existenz durch die Einführung der Maschinen bedroht war. Auf dem mechanischen Webstuhl kann Stoff wesentlich schneller und daher billiger produziert werden. War in der ersten Zeit noch ein Weber pro Webstuhl zur Aufsicht nötig, so ist heute alles voll automatisiert und man benötigt nur noch einen Weber pro Saal mit zwei Dutzend Webstühlen.

Das Leinen- und Spitzenmuseum ist an jedem ersten Sonntag im Monat von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Der Eintritt beträgt für Erwachsene 2,50 € (Kinder bis 12 Jahre frei). Gruppen können Termine auch außerhalb der Öffnungszeiten vereinbaren.

Kontakt: Ute Schimmel, Telefon (02773) 71130, Stadtverwaltung Haiger: Tel.-Nr. 02773-8110