„Ein Vorbild für uns alle!“


Das größte Lob kam vom Landtagsabgeordneten Stephan Grüger (SPD). „Du bist uns allen ein Vorbild“ sagte der Genosse, als der Allendorfer Heinz Lemler vor wenigen Tagen im Wetzlarer Kreishaus mit dem Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet wurde. Landrat Carsten Braun (CDU) überreichte diese hohe Ehrung im Beisein seines Amtsvorgängers Wolfgang Schuster (SPD), des Ersten Kreisbeigeordneten Frank Inderthal (SPD), des Haigerer Ersten Stadtrats Helmut Schneider (CDU) sowie weiterer Kommunalpolitiker und vor allem Familienmitglieder des Geehrten. Dieser nahm gerührt die Auszeichnung entgegen und dankte vor allem seiner Frau Edeltraud für ihre jahrzehntelange Unterstützung und der gesamten Familie.

 Oft sei im Hause Lemler die Frage gestellt worden: „Wo ist denn der Papa?“. „Auf ‘ner Sitzung“, habe dann die Antwort gelautet, erklärte Edeltraud Lemler, die ebenso wie ihr Mann auch in der Allendorfer Vereinslandschaft zu den Aktivposten gehört. 

Landrat Carsten Braun freute sich über die Teilnahme seines Amtsvorgängers und der Ehrengäste und machte deutlich, dass Lemler zu dieser „tollen Auszeichnung“ kein großes Aufheben gewünscht habe. „Er wollte die enge Familie und einige politische Begleiter – das zeigt eine seiner Charaktereigenschaften, nämlich die Bescheidenheit.“ „Ohne ehrenamtliches Engagement wäre es in unserer Republik trostlos. Vieles, auf dem die Gesellschaft fußt, ist nur über ehrenamtliches Engagement möglich“, machte Braun deutlich. Vieles davon sei mit Freude verbunden - Kommunalpolitik sei aber eher weniger ein Vergnügen. „So viele Jahre dabei zu bleiben, Kontroversen auszuhalten und Ausdauer zu zeigen – das schaffen nicht viele, aber das ist charakteristisch für Heinz Lemler“, sagte Braun, der den Geehrten aus dem Sparkassen-Zweckverband und dem Kreistag kennt. „Gäbe es mehr Menschen wie Sie, die sich für die Gesellschaft engagieren wollen – dann ginge es uns deutlich besser.“ Lemler zeige, dass es sehr wirksam sein könne, sich nicht laut, sondern leise und beständig einzubringen.

„Punkte wie Freiheit oder soziale Gerechtigkeit immer im Herz gehabt“

Das bestätigte Wolfgang Schuster, der Heinz Lemler zunächst „aus der Ferne verfolgt hatte“ und auch dessen Wechsel von der SPD zur NLA – der Partei der Gegner des Industriegebiets Kalteiche ansprach. „Das war ein Bruch, in Haiger gab es pro und contra quer durch die Fraktionen.“ Irgendwann habe der überzeugte Sozialdemokrat sein Mandat für die SPD niedergelegt, sei aber Jahre später wieder zu den Sozialdemokraten zurückgekehrt. „Wer über 50 Jahre Politik macht, der erlebt nicht nur Höhen“, wusste Schuster zu berichten. „Aber Heinz hat Punkte wie Freiheit oder soziale Gerechtigkeit immer im Herz gehabt.“ Er sei ein Mann, „der zuverlässig ist und auf den man im wahrsten Sinne des Wortes bauen kann“. Lemler habe Spaß am kommunalpolitischen Schaffen: „Und wenn jemand etwas gerne macht, dann macht er es gut.“ „Du warst für mich immer eine Bank und wohnst ein Stück in meinem Herzen. Es war schön, gemeinsam den Landkreis weiterzuentwickeln“, schloss Schuster seine Ansprache.

„Heinz Lemler hat mit vielen, manchmal auch anderen Ideen der Stadt weitergeholfen. In den Reihen der SPD und auch der NLA hat er auch in unruhigen Zeiten positiv mitgearbeitet“, sagte der Erste Stadtrat Helmut Schneider (CDU). „Auf Dein Wort wurde in 13 Jahren im Magistrat immer Gewicht gelegt“, sagte Schneider: „Und als Du im Stadtrat aufgehört hast, hast Du Dich 15 Jahre in der Betriebskommission der Stadtwerke eingebracht.“

Der Geehrte hat auch „große Leistungen für das Dorf“ gebracht

Mindestens genauso bedeutend wie die Politik sei Lemlers „großer Einsatz für das Dorf“ zu bewerten. Nicht nur beim Jubiläum, sondern vor allem auch beim Bau der „Steckemänner-Hütte“ (Hütte am Alten Berg) habe der heute 79-Jährige seine Spuren hinterlassen. Ganz wichtig war es Helmut Schneider, diejenigen zu loben, die Lemler in all den Jahren unterstützt und „freigestellt“ hatten. „Ohne eine verständnisvolle Frau und eine Familie, die einem den Rücken freihält, kann man so etwas über die Jahre nicht leisten und nicht aushalten“, sagte Schneider und bedankte sich bei Heinz Lemler, dessen Ehefrau und seiner Familie.

Die SPD-Fraktionsvorsitzende im Kreistag Cirsten Kunz-Strueder erklärte, jede Partei brauche Menschen, „die verlässlich und hilfsbereit sind und einspringen, wenn jemand fehlt“. Ein solcher Mensch sei Heinz Lemler, der eine große fachliche Qualität besitze und „weiß, wo bei welcher Schule welcher Stein sitzt“. Der Geehrte sei ein treuer Wahlkämpfer donnerstags auf dem Haigerer Wochenmarkt, habe Kompromisse in die Fraktion getragen und die jungen Fraktionsmitglieder motiviert. „Ich würde mir mehr Menschen wie Dich wünschen“, schloss Kunz-Strueder ihren Beitrag.

„Es gibt kaum jemand, der diese Ehrung so verdient hat wie Du“

Das unterstützte Stephan Grüger, der Vorsitzende des SPD-Unterbezirks. „Es gibt kaum jemand, der diese Ehrung so verdient hat wie Du. Du bist ein Vorbild für uns alle - ohne Leute wie Dich funktioniert die Demokratie nicht“, sagte der Sozialdemokrat. Viele stünden nur am Spielfeldrand und meckern, Heinz Lemler habe sich immer ins Getümmel begeben und mitgestaltet. „Das Bundesverdienstkreuz ist das mindeste, was der Staat machen kann, wenn es gilt, einen derart verdienten Menschen auszuzeichnen, der seit 56 Mitglied der SPD ist und unendlich viel Freizeit freiwillig der Gesellschaft zur Verfügung gestellt hat.“

Heinz Lemler erinnerte sich daran, dass er 1969 vom damaligen Allendorfer Bürgermeister Karl-Jürgen Triesch für die SPD und das kommunalpolitische Arbeiten geworben worden war. Bei der letzten Wahl im selbstständigen Allendorf habe er 1972 auf der Liste gestanden und seither viel erlebt: Im Haigerer Magistrat, aber vor allem auch im Kreistag in Wetzlar, wo er mit allen Landräten gut zusammengearbeitet habe. Bereut hat er das Engagement offensichtlich nicht, denn auch bei der nächsten Wahl zum Kreistag wird er auf der Liste stehen. „Allerdings ganz hinten…“, schmunzelt der Allendorfer.

 

LEBENSLAUF IN STICHPUNKTEN

Heinz Lemler wurde am 27. Mai 1946 in Allendorf geboren. 1963 schloss er eine Lehre als Galvaniseur bei der Firma Hailo in Haiger ab, 1973 eine Ausbildung zum Industriekaufmann und später die Weiterbildung zum Indu-striefachwirt. Bei Hailo arbeitete er im Vertrieb, Außendienst und als Versandleiter, war außerdem Betriebsrat und Betriebsratsvorsitzender. Er ist verheiratet mit Edeltraud Lemler, hat drei Töchter und ist seit 2003 Rentner.

Lemler war Mitglied der Gemeindevertretung Allendorf (1972 – 1975), 1993 bis 2006 Stadtrat in Haiger und gehörte von 2006 bis 2021 der Betriebskommission der Stadtwerke an. 1979 bis 1993 war er Mitglied des Kreistages und kehrte 2011 nach einer Pause wieder in den Kreistag zurück. Aktuell ist er Vorsitzender des Bau-Ausschusses und der Betriebskommission „Abfallwirtschaft Lahn-Dill“. Er gehört dem SPD-Ortsverein in Allendorf an und war von 1977 bis 1980 Vorsitzender des SPD-Stadtverbandes. Hinzu kamen weitere Posten bei den Genossen in Haiger und im Kreis.

Hinzu kommt seine Mitarbeit im Verwaltungsrat und der Verbandsversammlung der Sparkasse sowie ein Engagement als Schöffe am Amtsgericht.

 In seinem Heimatdorf gehört er vielen Vereinen an, arbeitete im Festausschuss der 650-Jahr-Feier mit und gehörte zu den Gründern des Heimatvereins „Steckemänner“ im Jahr 2013.

2007 erhielt er den Ehrenbrief des Landes Hessen.