Faszinierender Sternenhimmel


„Was uns an Thomas Engels Bildern besonders faszinierte, war, dass die Aufnahmen hier in Haiger entstanden sind. Sie zeigen unseren Sternenhimmel, wie wir ihn mit bloßen Auge nicht fassen können“, sagte Andreas Rompf, Kulturamtsleiter der Stadt Haiger, während der Vernissage zur Ausstellung „Astrofotografie“. Rund 40 Besucher kamen für Thomas Engels Vortrag ins Stadthaus am Marktplatz. Seine Ausführungen handelten von der Ausrüstung, Bildbearbeitung und den „Stars“ des Abends: den Sternenbildern! Ergänzend dazu informierte Ingo Dorsten, Energie- und Klimaschutzmanager des Lahn-Dill-Kreises, über das Problem der sogenannten „Lichtverschmutzung“.

Beeindruckende und farbenfrohe Aufnahmen des Sternenhimmels präsentierte der 42-Jährige Hobby-Fotograf aus Haiger auf einer großen Leinwand. Die Diashow und Zeitraffer-Videos, hinterlegt mit einem stimmungsvollen Sound, zeigten Ansichten des Haigerer Sternenhimmels, wie ihn viele der Gäste so noch nicht gesehen haben. Engels Erklärungen machten schnell klar, dass viele Strukturen erst nach der Bearbeitung der Astrofotos für das Auge sichtbar werden.

Hunderte von Aufnahmen werden zusammengeführt

Hunderte von Aufnahmen, die teilweise aus verschiedenen Jahren stammen, werden zusammengeführt und anschließend bearbeitet, um die Bildinformationen sichtbar zu machen. Der ganze Prozess dauert pro Foto mehrere Stunden und erfordert viel Übung und Ausdauer. Und auch die Ausrüstung kann kostenintensiv werden. Engels aktuelles Equipment umfasst neben einer Auswahl an Teleskopen unterschiedlicher Brennweiten auch eine Betonsäule im Garten, um nicht bei jedem Fotoeinsatz die Montierung neu einnorden zu müssen. Sein Hauptsetup ist der Apo-Refraktor mit einer 274-Millimeter-Brennweite, sein Allrounder das Newton Spiegelteleskop mit 750mm Brennweite. „Manchmal reicht jedoch auch einfach ein Teleobjektiv, weil manche Objekte am Himmel gar nicht so klein sind“, motivierte Engel alle Fotografen. Er habe sogar schon ein Foto mit einem „Normalobjektiv“ mit 50 mm-Brennweite geknipst.

Manchmal reicht ein normales Objektiv

In seiner Diashow vermittelte Engel umfangreiches Wissen über die abgelichteten Sternenbilder. Durch die verschiedenen Einfärbungen der Nebel zeigte er die chemischen Bestandteile, insbesondere Wasserstoff, und Staubanteile. Dem Fotografen lag es am Herzen, mit der Vernissage seine Faszination weiterzutragen. Jedoch wollte er auch das Bewusstsein für die steigende Lichtverschmutzung schärfen. „Die Lichtglocke, die bei uns überm Horizont schwebt, macht das Fotografieren mancher Motive unmöglich.“ Da bei der Bildbearbeitung die dunklen Aufnahmen des Himmels in der Belichtung deutlich nach oben korrigiert werden müssen, brennen die lichtverschmutzten Bereiche schnell aus, denn diese sind deutlich heller als der Rest des Fotos. Die Folge: Details gehen verloren. Um die „Antares“-Region zu fotografieren, musste Thomas Engel bis nach La Palma fliegen, um den Stern mit dessen Umgebung mit vielfältigen interstellaren Gas- und Staubnebeln festzuhalten.

Experte gibt Tipps zur umweltfreundlichen Beleuchtung

Laut Ingo Dorsten (Lahn-Dill-Kreis) ist unter „Lichtverschmutzung“ zu verstehen, „dass künstliches Licht zur falschen Zeit im Übermaß verwendet wird“. Außerdem mache die Farbtemperatur des Lichts sowie die Streuung einen großen Unterschied. Künstliches Licht werde heutzutage übermäßig viel angeschaltet, sodass beinahe „eine dauernde Abwesenheit von Dunkelheit“ herrsche. Dorsten veranschaulichte das Phänomen, indem er die Lichtaufnahme-Karten von Europa aus den Jahren 1994 und 2024 gegenüberstellte – darauf ist ein deutlicher Anstieg der Beleuchtung in den vergangenen 30 Jahren zu sehen. Dorsten zeigte die Folgen der Lichtverschmutzung für die Umwelt auf. Da alle Lebewesen an den Tag-Nacht-Rhythmus angepasst sind, komme es bei dem Menschen beispielsweise zunehmend zu Schlafproblemen.

In der Tierwelt seien unter anderem Desorientierung oder eine gestörte Fortpflanzung die Folgen. Sehr viele nachtaktive Insekten seien für die Bestäubung von Pflanzen verantwortlich. Dorsten riet zu einer streulichtarmen Beleuchtung, deren Farbtemperatur unter 2200 Kelvin liege. Auch ein Dimmen des Lichtes könne schon eine Verbesserung bewirken. „Besseres statt mehr Licht“, fasste Dorsten zusammen. Da die Lichtverhältnisse auch meistens mit dem persönlichen Sicherheitsgefühl des Menschen verknüpft sind, wies Dorsten darauf hin, dass weniger Beleuchtung nicht zu einer Zunahme der Kriminalität führe.

Im Themenbereich „Verkehr“ löste er den verbreiteten Mythos auf, dass die Kommunen eine Beleuchtungspflicht hätten und stellt klar, die Pflicht liege beim Verkehrsteilnehmer. Begleitend zu dem Vortrag wurden Informationstafeln der gemeinnützigen Organisation „Paten der Nacht“ ausgestellt. Das Motto der Gruppe lautet „Licht aus. Nacht an“. Sie setzt sich für einen verantwortungsvollen Umgang mit nächtlichem Kunstlicht ein, ganz im Sinne des Umwelt- und Artenschutzes. Außerdem wurde auf die jährliche „Earth Night“ am 19. September hingewiesen – hier wird dazu aufgerufen, an dem Aktionstag ab spätestens 22 Uhr das Licht abzuschalten.