"Wenn es mal eine Notsituation gibt, dann möchte ich helfen können“, sagt die 15-jährige Melissa. Lukas möchte später mal in Richtung Medizin gehen und zählt deshalb zu den 24 Haigerer Schülern, die sich seit der vergangenen Woche am Wahlpflichtkurs „Feuerwehr“ der Johann-Textor-Schule beteiligen. Seit einiger Zeit laufen die Planungen in der Stabsstelle Brand- und Zivilschutz der Haigerer Stadtverwaltung und bei den Haigerer Feuerwehren. Jetzt fiel der Startschuss für das Projekt, an dessen Ende – wenn alles klappt – für die Schüler die „Truppmann-Prüfung“ steht. Wenn sie diese abgelegt haben, steht ihnen ab dem 17. Lebensjahr der Weg zu der Feuerwehr offen.
JTS-Schulleiter Norbert Schmidt, Bürgermeister Mario Schramm, der Erste Stadtrat Helmut Schneider (CDU), JTS-Stufenleiter Alexander Schüler und Lehrer Robert Weber unterzeichneten den Kooperationsvertrag im Rahmen der ersten Schulstunde des neuen Kurses.
Nach einigen begrüßenden Worten fuhren Andreas Dilauro (ehrenamtlicher Stadtbrandinspektor) und Max Michels (beide Stabsstelle Brand-/Zivilschutz) bereits mit den Kids zur Feuerwehr, um die benötigten Größen für die Uniformen festzulegen, die in Kürze bestellt werden sollen. „Wenn Ihr schon mitmacht, dann muss man auch sehen, dass Ihr Feuerwehrleute werden wollt“, sagte Bürgermeister Mario Schramm.
In einer kurzen Ansprache machte er deutlich, dass die Verantwortung für die Feuerwehr – und damit auch für den dringend benötigten Nachwuchs – bei der Kommune liegt, die für den Brandschutz zuständig sei. Es sei sehr erfreulich, dass die Johann-Textor-Schule die Möglichkeit dafür schaffe, dass Kinder schon im Schulalter die Feuerwehr kennenlernen. In Haiger gebe es derzeit rund 300 Feuerwehrleute, die rund um die Uhr für die Sicherheit der Stadt und der 13 Stadtteile zuständig seien. „Sie leisten einen wertvollen Dienst, und ich hoffe, dass Ihr Euch auch zu Feuerwehrleuten entwickelt“, rief der Rathaus-Chef den Zehntklässlern zu. „Habt viel Spaß und bleibt dabei!“
Norbert Schmidt sprach von einer „ganz coolen Sache“. Die Schulleitung sei sehr erfreut, dass sich so viele Leute für das Wahlpflichtfach Feuerwehr entschieden hätten. „Es ist wichtig, dass es Menschen gibt, die zum Dienst für den Anderen bereit sind“, sagte Schmidt. Jede Stadt und jedes Dorf könne Feuerwehrleute brauchen. Er sei überzeugt, „dass das ein ganz toller Kurs wird“, sagte Schmidt und wünschte den Schülern „ganz viel positiven Input“.
Stabsstellen-Leiter Andreas Dilauro erklärte den vier Mädchen und 20 Jungen, dass sie in dem Kurs eine Grundausbildung durchlaufen. Wenn diese absolviert ist und ein Praxistest sowie eine Klausur erfolgreich abgeschlossen wurden, dann entspricht das dem Truppmann-1-Lehrgang“ mit 70 Unterrichts-Einheiten, den jeder angehende Feuerwehrmann und jede Feuerwehrfrau zu durchlaufen haben. Mit 17 Jahren haben die Teenager dann die Möglichkeit, sich einer Wehr anzuschließen. „Wir sind überwältigt, dass sich so viele junge Leute für den Kurs interessieren – das wird bestimmt prima“, zeigte sich Dilauro von dem Pilotprojekt überzeugt. Bei den Haigerer Brandschützern steht das Thema „Nachwuchs“ ganz oben auf der Agenda. So gab es bereits eine Feuerwehr AG an der Mittelpunktgrundschule Haiger (4. Schuljahr). Jetzt bekommen die älteren Schüler ihre Chance.
Zwei Mitarbeiter der Stabsstelle Brand-/Zivilschutz werden künftig jede Woche an der Textor-Schule zu Gast sein, um die Schüler auf die Truppmann-Prüfung vorzubereiten. Zu den Lehrgangsinhalten gehören unter anderem Lebensrettende Sofort-Maßnahmen, Rettung, Löschen, Gerätekunde, Fahrzeugkunde, technische Hilfeleistungen und das Verhalten bei Gefahr. Die Ausbildung erfolgt in Theorie und Praxis. Die Kosten für die Ausbildung der Schüler wie zum Beispiel deren Ausrüstung übernimmt die Stadt Haiger, die allerdings mit Fördermitteln für das Projekt rechnen kann.
Die Hessische Landesregierung hat in ihrem „Leitfaden – Mehr Feuerwehr in der Schule“ die Ziele von früher Brandschutzerziehungen und Feuerwehr-AGs zusammengefasst. Darin heißt es: „Das zentrale Ziel der Kooperation zwischen Feuerwehr und Schule ist für die Freiwillige Feuerwehr primär die Nachwuchsgewinnung für den Bereich der Jugendfeuerwehr und der Einsatzabteilung. Die Schülerinnen und Schüler lernen die vielfältigen Aufgaben einer ehrenamtlichen Feuerwehr kennen. Weiterhin werden Inhalte aus der Brandschutzerziehung und Brandschutzaufklärung thematisiert, gefestigt und erweitert. Für die Schule ist die Feuerwehr ein wichtiger Kooperationspartner, der den Lernenden das Ehrenamt näherbringt und als außerschulischer Bildungspartner den Schülern vielfältige fachliche und überfachliche Kompetenzen vermittelt. Die Lernenden werden mit Alltagsthemen konfrontiert, die die Feuerwehr in die Schule vielfältig einbringen kann. Weiterhin können Bildungsinhalte aus dem Fachunterricht in die Arbeit der Feuerwehr transferiert werden.“
Foto: Ralf Triesch/Stadt Haiger