Flammersbacher Heunburg wird schützenswertes Biotop


Der Bereich rund um den ehemaligen Flammersbacher Steinbruch „Heunburg“ ist zu einem schützenswerten Geotop ernannt worden. Das hat das Hessische Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) nach einer Ortsbesichtigung mitgeteilt. „Das HLNUG nimmt den ehemaligen Steinbruch Heunburg bei Flammersbach in die Geotopdatenbank des Landes Hessen auf“, heißt es in einem Schreiben des hessischen Landesamtes, das vor wenigen Tagen den Haigerer Magistrat erreichte. 

„Diese Entscheidung freut uns sehr, schließlich haben sich Magistrat und auch die Stadtverordnetenversammlung in den vergangenen Monaten für den Schutz dieses Bereichs stark gemacht“, sagte Bürgermeister Mario Schramm und erinnerte an die aktuell laufende Diskussion über einen neuen Regionalplan und den damit verbundenen angedachten Tonabbau in gigantischer Größenordnung, der nun reduziert wird.

Die Haigerer Stadtverordnetenversammlung hatte einstimmig eine Stellungnahme verfasst, die sich unter anderem mit Rohstoffsicherung und -abbau befasst. Die Stadt fordert, das Vorbehaltsgebiet für oberflächennahe Lagerstätten westlich der Ortslage des Stadtteils Langenaubach - dazu würde auch der Bereich „Heunburg“/„Ahrendse Weiher“ gehören - im künftigen Regionalplan nicht darzustellen.

Stadt spricht sich gegen den Abbau von Rohstoffen in der Region aus

„Es kann zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht sicher ausgeschlossen werden, dass eine solche Nutzung erhebliche Umweltauswirkungen auf die im Umfeld vorhandenen Grundwasservorkommen und damit die notwendige Trinkwassergewinnung haben kann“, heißt es in der Stellungnahme der Stadt.

 Die Entscheidung des HLNUG, den Bereich „Heunburg“ zum schützenswerten Geotop zu ernennen, untermauere die Haigerer Bemühungen, einen Abbau von Rohstoffen in diesem Bereich zu verhindern.

Der Ernennung zum schützenswerten Geotop ging eine Ortsbesichtigung des ehemaligen Steinbruchs voraus, an der Vertreter der Unteren Naturschutzbehörde des Lahn-Dill-Kreises, Sarah Spanknebel und Sabine Becker-Brück (Bauamt Stadt Haiger), der Beauftragte des Naturschutzbeirates des Lahn-Dill-Kreises für den Nordkreis (Karl-Wilhelm Fladerer), der Vorsitzende des Sportfischereivereins Flammersbach Udo Meiners sowie Anne Kött vom Hessischen Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) teilnahmen.

Steinbruch gehört zum Schlotbereich eines ehemaligen Vulkans

Wie Anne Kött in der Begründung für die Ausweisung als „schutzwürdiges Geotop“ erläuterte, liegt der Steinbruch Heunburg im geologischen Strukturraum Vulkangebiet Westerwald. Er gehört zum Schlotbereich eines ehemaligen Vulkans, der vor etwa 28 bis 22 Millionen Jahren (Oligozän/Miozän) aktiv war. Die alkalibasaltischen Laven der sogenannten Dornburg-Formation seien säulig ausgebildet, erklärt die Expertin. Die Ausrichtung der Säulen (Meilerstellung) weise auf den Schlot hin. Im Umfeld der ehemaligen, nun größtenteils abgebauten Kuppe seien im Wald zahlreiche Blockschuttbereiche zu finden.

Nachdem 1966 der Steinbruchbetrieb aufgegeben worden war, staute sich im Inneren ein See an, der im Volksmund nach der einstigen Betreiberfirma „Ahrendse Weiher“ genannt wird. Dadurch liegen die Basaltsäulen heute größtenteils unter Wasser.

Sportfischer erinnern an die Geschichte des Bergbaus oberhalb von Flammersbach

Am Eingang des eingezäunten Steinbruchs befinden sich mehrere Loren, ein historisches Natursteingebäude (ehemals Schmiede zur Herstellung von Werkzeug) sowie ein größeres Gebäude, das als Unterkunft für die Arbeiter genutzt wurde. Eine Schautafel mit alten Bildern veranschaulicht die Geschichte des Steinbruchs seit 1893 und zeigt den Abtransport der Gesteine.

Geotope sind erdgeschichtliche Bildungen der unbelebten Natur, die Erkenntnisse über die Entwicklung der Erde oder des Lebens vermitteln. Sie umfassen Aufschlüsse von Gesteinen, Böden, Mineralien und Fossilien sowie einzelne Naturschöpfungen und natürliche Landschaftsteile. Schutzwürdig sind Geotope, die sich durch besondere erdgeschichtliche Bedeutung, Seltenheit, Eigenart oder Schönheit auszeichnen.

Alkalibasalte wurden und werden noch an zahlreichen Stellen im nordwestlichen Westerwald abgebaut. Paradebeispiel für ein ästhetisch herausragendes Geotop (aufgrund seiner Säulenbildung) ist der nahegelegene Schönbühl bei Langenaubach.

„Ein Dokument von besonderem Wert für Natur- und Heimatkunde“

Nach der Arbeitsanleitung Geotopschutz in Deutschland – Leitfaden der Geologischen Dienste der Bundesrepublik Deutschland von 2018 – gilt der Steinbruch Heunburg ebenfalls als schützenswertes Geotop, da er „für Natur- und Heimatkunde ein Dokument von besonderem Wert“ darstellt. Dies gilt umso mehr, als er vom Sportfischereiverein Flammersbach gepflegt und instandgehalten wird. Daher hat das HLNUG den ehemaligen Steinbruch Heunburg bei Flammersbach in die Geotopdatenbank des Landes Hessen aufgenommen.

Der „Schutz“ eines Geotops bedeutet, dass dieses geologische Objekt vor Zerstörung, Beeinträchtigung oder Entnahme bewahrt werden soll, weil es wissenschaftlich, landschaftlich oder kulturgeschichtlich wertvoll ist. Ein „schützenswertes Geotop“ darf nicht wie eine normale Kiesgrube, ein Steinbruch oder ein Baugrund behandelt werden, sondern muss so bewahrt werden, dass künftige Generationen noch Einblicke in die Erdgeschichte haben.