Viel Arbeit für ein wenig Buntes


Kleidung, Wäsche und Geschirrtücher aus Leinen stellten bis ins 20. Jahrhundert den Standard dar. Die natürliche Farbe des Leinens liegt zwischen gebrochenem Weiß und hellem Beige. Für Ab-wechslung in der Farbe und im Muster sorgte ein aufwändiges Färbe- und Druckverfahren mit Färberwaid (später Indigo) und Papp. Im Leinenmuseum in Haigerseelbach können verschiedene Wäschestücke bestaunt werden, die mit den ältesten Druckstöcken Deutschlands bedruckt wurden. Das Leinenmuseum in Haigerseelbach öffnet am 7. August von 14 bis 17 Uhr wieder seine Tür im Alten Rathaus in Haigerseelbach, Seelbachstraße 9. Gerne informiert das Museumsteam über den Färbeprozess und veranschaulicht die Erklärungen mit Ausstellungsstücken.

Um einen einfarbigen, naturfarbenen Leinenstoff in ein blaues Mustertuch zu verwandeln war viel Geduld nötig. Das Färbe- und Druckverfahren dauerte vom ersten Schritt – der Herstellung des sogenannten Papp – bis zum fertigen Mustertuch vier Wochen. Für die Herstellung des Papp wurden unter anderem Zutaten wie Tonerde, Gummi, Salpetersäure, Schmalz und Bleizucker benötigt. Danach wurden die Druckstöcke (Model), mit dem Wunschmotiv in den Papp getaucht und anschließend auf den Stoff gedrückt. So entstand auf dem Leinen ein Motiv aus Pappmasse, die den Stoff vor dem Färbeprozess schützte, sobald sie ausreichend getrocknet war – ähnlich wie beim Batiken. 

Färberwaid sorgte für blaue Farbe

Um den Tüchern die für den Blaudruck typische, blaue Farbe samt Muster zu geben, wurden die Stoffe in schwere Bottiche mit Farbe, die aus der Färberwaid-Pflanze gewonnen wurde, getaucht. Der Waid durfte nur von ganz bestimmten Bauern, die eine Lizenz als Waidbauer hatten, angebaut werden. Für den Färbeprozess musste der Stoff über Nacht in der Farbe liegen und am nächsten Tag an der Luft getrocknet werden. Das Sprichwort „Blau machen“ hat in dieser Tätigkeit seinen Ursprung. Je nach Intensität des gewünschten Farbergebnisses, musste der Vorgang bis zu zehn Mal (also insgesamt zehn Färbetage) wiederholt wer-den. War die gewünschte Farbe erreicht, musste das Tuch mehrere Tage lang komplett durchtrocknen. Danach wurde der Papp in einem Schwefelsäurebad ausgewaschen und der Stoff kam in Form des gedruckten Musters wieder zum Vorschein.

Auch Gruppenführungen  im Museum möglich

Dieses Verfahren wird auch Negativdruck genannt, da hier das Muster „gedruckt“ wird, das später weiß sein wird und nicht das Blau selbst. Das Leinen- und Spitzenmuseum ist am Sonntag (7. August) unter den bestehenden Hygieneregeln von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Der Eintritt beträgt 2,50 Euro (Kinder bis 12 Jahre haben freien Eintritt). Kontakt: Museumsleitung Ute Schimmel, Tel. 02773/71130. Auch Gruppenführungen außer-halb der regulären Öffnungszeiten (erster Sonntag des Monats) sind nach Absprache mit der Museumsleiterin möglich.