“Opfer vor dem Vergessen bewahren”


Haigers Bürgermeister Mario Schramm hat in der Feierstunde zum Volkstrauertag an die Europäische Union appelliert, „alles zu tun, damit der Krieg in der Ukraine schnellstmöglich beendet wird“. An der Gedenkstunde auf dem Haigerer Ehrenfriedhof nahmen Stadtverordnetenvorsteher Bernd Seipel sowie einige Gäste teil. Für die musikalische Umrahmung sorgte der  Posaunenchor des CVJM Langenaubach (Ltg.: Helmut  Bachmann). 

Bürgermeister Mario Schramm  eröffnete den Volkstrauertag mit einem Zitat von Berthold Brecht   in dem dieser appelliert, „das tausendmal Gesagte immer wieder zu sagen, damit es nicht einmal zu wenig gesagt wurde!“  Warnungen sollten erneuert werden, „und wenn sie schon wie Asche in unserem Mund sind!“ Brecht: „Denn der Menschheit drohen Kriege, welche die vergangenen wie armselige Versuche sind, und sie werden kommen ohne jeden Zweifel, wenn denen, die sie in aller Öffentlichkeit vorbereiten, nicht die Hände zerschlagen werden.“

Der Volkstrauertag habe das Ziel, „die Opfer von Kriegen und Gewalt vor dem Vergessen zu bewahren“. Er sei „ein Tag des Erinnerns und des Nachdenkens  darüber, wie wir heute auf Krieg und Gewalt reagieren und was wir für Freiheit und Menschlichkeit auf der Welt tun können“.

Viele Jahrzehnte lang sei politisch motivierte Gewalt kaum noch präsent gewesen. Doch dass sich dies schnell ändern könne, zeige der Angriffskrieg in der Ukraine. Dieser habe viele tausend Tote gefordert, Millionen in Angst und Schrecken versetzt und viele zur Flucht bis nach Deutschland animiert. „Das macht mich wütend und sogleich sehr traurig“, erklärte Schramm. Die Besucher der Feierstunde bereitete er auf einen Kraftakt vor, was Hilfe und Unterstützung angeht, wie es Deutschland, ja Europa noch nicht erlebt hat.

In Haiger lebten über 70 Nationalitäten seit vielen Jahren friedlich und respektvoll miteinander und es sei wichtig, dass dieses Miteinander - für das ganz wesentlich Kirchen und Gemeinden verantwortlich zeichneten - weiter zu pflegen. Schramm lobte den AMIN-Kreis (Arbeitskreis Integration und Migration) und das „Kairos“-Projekt, die sich seit Jahren beispiellos dem Thema „Flüchtlinge in Haiger“ angenommen hätten und eine hervorragende, ja einzigartige Arbeit leisten. Diese Arbeit werde ihre Bedeutung nicht verlieren, da mit weiteren Kriegsflüchtlingen aus der Ukraine zu rechnen sei. Außerdem habe der Lahn-Dill-Kreis mitgeteilt, dass in den nächsten Wochen einige hundert Flüchtlingen auch in Haiger aufgenommen werden müssten. „Hier sind Hilfsbereitschaft und Solidarität gefordert. Es wird uns viel abverlangen, aber wer soll in diesen Zeiten helfen, wenn nicht wir?“

Zum Abschluss zitierte Schramm das 1952 vom damaligen Bundespräsidenten Theodor Heuss vorgestellte Totengedenken. Es endet mit den Worten: „Unsere Verantwortung gilt dem  Frieden unter den Menschen zu Hause und in der ganzen Welt.“

Pastor Piero Scarfalloto vom internationalen Kairos-Projekt („Kirche mit Menschen aus aller Welt“) erinnerte in seinem Fürbitte-Gebet „an die Trauernden aller Völker, die Angehörige durch Krieg und Gewalt verloren haben und verlieren“. Er betetefür die Menschen in der Ukraine, im Iran, in Afghanistan, im Jemen, in Äthiopien, im Südsudan, in Syrien, in Somalia und in anderen Regionen der Welt, wo Menschen durch Krieg und Gewalt leiden.  Sein Gebet endete mit den Worten: „Schenke uns Mut und Kraft, dem Bösen zu widerstehen und uns für das Gute und für den Frieden einzusetzen. In unserer Stadt, in unserer Gesellschaft. Und wo möglich, darüber hinaus.“