Ein Zeichen setzen und das Thema am Leben erhalten


„Wir müssen ein Zeichen setzen und das Thema am Leben erhalten“, sagten die Hobbyhistorikerin Renate Steinseifer und der Haigerer Kulturamtsleiter Andreas Rompf, als sie heute (Mittwoch) an den Haigerer „Stolpersteinen“ sowie am Ärztehaus Blumen im Gedenken an jüdische Bürger niederlegten.  Am 27. Januar wird traditionell in der ganzen Welt an die Opfer des Nationalsozialismus und alle Opfer eines beispiellosen totalitären Regimes während der Zeit des Nationalsozialismus erinnert.

Der Einbau der „Stolpersteine“ im vergangenen Sommer sei „ein bewusster Entschluss gewesen, die Nazi-Opfer aus Haiger nicht aus den Augen zu verlieren“, sagte Rompf. Renate Steinseifer las bewegende Zeilen aus dem „Kaddisch“, dem jüdischen Totengebet. Das Gebet endet mit den Worten: „Es sei der Name des EWIGEN gelobt, von nun an bis in Ewigkeit! Es sei Fülle des Friedens vom Himmel herab, und Leben, über uns und über ganz Israel.“  

Der 27. Januar erinnert an den 27. Januar 1945, den Tag der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau und der Konzentrationslager in Auschwitz durch die Rote Armee.  Der Tag wurde 2005 zum Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust erklärt und soll, wie Rompf im Namen des Bürgermeisters Mario Schramm mitteilte,  auch in Haiger weiter gepflegt werden.

Am 19. Juni 2020 waren die „Stolpersteine“ von dem Künstler Gunter Demnig in der Haigerer Kernstadt eingebaut worden. Sie sollen an die jüdischen Familien erinnern, die in Haiger lebten und arbeiteten, in Konzentrationslager deportiert und umgebracht wurden. Die Initiative ging von der Lehrerin Martina Stettner von der Johann-Textor-Schule sowie von Renate Steinseifer aus. „Es darf kein Verschweigen, Vergessen oder ein Strichdrunter geben!“, forderte Stadtverordnetenvorsteher Bernd Seipel  bei der Verlegung der Steine. „Ich danke allen, die zu einem ganz wichtigen Tag beigetragen haben“, erklärte Bürgermeister Mario Schramm.  Mit den Stolpersteinen wird an Mitbürger erinnert, die dazu gehörten, die Nachbarn waren – und die plötzlich verschwunden sind. Sie hatten zum Teil seit Generationen in Haiger und der Umgebung gewohnt. Renate Steinseifer wird in Kürze ein Buch zum Thema veröffentlichen.

Zu den jüdische Bürgern aus Haiger gehörten Hugo Hirsch mit Familie und Bruder Willi (Kreuzgasse 7),  Irma Strauß und ihre Tante Jettchen Bornheim (Hauptstraße 25),  Isaak, Getrud und Norbert Löwenstein, Selma Hirsch und Geschwister (Frigghof 5).  Umfangreiche Informationen zum Thema gibt es auf der Haigerer Homepage: https://www.haiger.de/leben-in-haiger/presse/2020/juni/stolpersteine/