Insgesamt 147 Bürgerinnen und Bürger haben im Zeitraum vom 8. September bis zum 31. Oktober an der KOMPASS-Umfrage zum „Sicherheitsgefühl in Haiger“ teilgenommen. Bei der Auswertung der Ergebnisse bildeten sich klare Schwerpunkte ab, die in die weiteren Arbeiten der kommunalen Sicherheitsinitiative, bei der das Polizeipräsidium Mittelhessen und die Stadt Haiger eng zusammenarbeiten, ein- fließen werden. „Wir bedanken uns für die rege Teilnahme an der Umfrage – die Wahrnehmungen unserer Bürger bilden die Grundlage für die weitere Arbeit“, erklärt Bürgermeister Mario Schramm. Nach einer Ortsbegehung mit den KOMPASS-Beratern und Fachleuten verschiedener Abteilungen des Rathauses werden im nächsten Schritt im Frühjahr 2023 die konkreten Lösungen erarbeitet.
Der Fragebogen, den die Bürgerinnen und Bürger sowohl in Papierform als auch online ausfüllen konnten, gliederte sich in fünf Bereiche auf. Nach einer Abfrage von Geschlecht und Alter bekamen die Teilnehmer die Möglichkeit, zu drei Fragen ihre persönlichen Wahrnehmungen zum Sicherheitsgefühl in Haiger zu schildern. Zusätzlich zu dem Punkt „die drei dringlichsten Probleme in Haiger“ galt es ebenfalls zu beschreiben, an welchen Orten in Haiger ein Gefühl von Unsicherheit vorhanden ist und was die Gründe für diese Wahrnehmung sind. Außerdem konnten Ideen für Maßnahmen zur Verbesserung des Sicherheitsgefühls geäußert werden.
Handlungsbedarf beim „Verkehr“ und im „Städtebau“
Unter den 147 Befragten (76: Frauen, 70: Männer, 1: keine Angabe) befanden sich Teilnehmer in der Altersspanne 14 bis über 70 Jahre. Der Anteil der 30- bis 39-Jährigen ist mit 37 Teilnehmern am höchsten – mit insgesamt 25,17 Prozent fallen sie ins Gewicht. Doch auch die Altersgruppen 50 bis 59 Jahre (18,37 Prozent) sowie 60 bis 69 (16,33 Prozent) wiesen eine vergleichsweise rege Beteiligung auf. Die Auswertung der abgegebenen Meinungsbilder zeigte deutlich, welche drei Themen von den Befragten als die „dringlichsten Probleme“ wahrgenommen werden – dabei konnten Antworten frei formuliert werden.
Als erste Priorität wurde mit 57 Erwähnungen das Thema „Verkehr“ eingestuft, darauffolgend an zweiter Stelle „Städtebauliche Gegebenheiten“ (48 Nennungen). 20 Erwähnungen bezogen sich auf Menschengruppen mit auffälligem Verhalten.
Laut den Umfrageergebnissen fühlen sich die Befragten überwiegend auf dem Fußweg zwischen Herkules-Markt und OBI (36 Erwähnungen) sowie am Bahnhof (33 Erwähnungen) unsicher. Als Gründe für diese Wahrnehmung werden das auf- fällige Verhalten von Menschengruppen (45 Erwähnungen), Geschwindigkeitsüberschreitungen (28 Erwähnungen) und die Beleuchtungssituation (27 Erwähnungen) genannt.
In diesem Bezug sind die Handlungsempfehlungen der Bürger dazu relativ deutlich: Mehr Kontrollen (57 Erwähnun- gen) und eine erhöhte Präsenz uniformierter Kräfte (36) sind die Maßnahmen, die laut den Befragten ihr Sicherheitsgefühl verbessern würden. Doch auch „Städtebauliche Gegebenheiten“ (29) und die Beleuchtungssituation (22) fallen deutlich ins Gewicht. Zu erwähnen ist jedoch auch, dass 34 Befragte keine Angaben zu der Frage nach möglichen Maßnahmen machten.
KOMPASS - WAS IST DAS?
Hessens Innenminister Peter Beuth (CDU) hat die kommunale Sicherheitsinitiative „KOMPASS“ als „hessenweites Erfolgsmodell“ bezeichnet. „KOMPASS“ steht unter anderem für mehr Schutzleute vor Ort, Bürgersprechstunden und Beteiligungsmöglichkeiten im Rahmen der Prävention. Die Erkenntnisse aus Bürgerbefragungen zum Sicherheitsgefühl in der Kommune sollen die operative Polizeiarbeit mitbestimmen: Wo sich Bürger nicht sicher fühlen, will die Polizei verstärkt Präsenz zeigen. Videoschutzanlagen oder Alkoholverbotszonen sind konkrete Angebote, um Angsträume zu minimieren und die Bürger landesweit effektiver zu schützen. „Mit KOMPASS setzen wir gezielt auf eine enge Zusammenarbeit zwischen Land und Kommune. Wir schließen gemeinsam mit den Kommunen individuelle Lücken in ihrer Sicherheitsarchitektur und beteiligen dabei gezielt auch die Bürger, die ihr subjektives Sicherheitsempfinden bei standardisierten Umfragen einbringen können“, sagte Beuth: „KOMPASS führt zu spürbaren Verbesserungen.“
Die Auswertungen der Befragungen zeigen, dass sich Sicherheitsgefühl und -lage oft deutlich unterscheiden. In kleineren Kommunen ist das Sicherheitsgefühl oft schlechter als in einer großen Stadt, obwohl dort tatsächlich nur wenig Kriminalität feststellbar ist. Objektive und subjektive Sicherheitslage können also durchaus sehr unterschiedlich sein. Die Bürgerbefragungen dienen den KOMPASS-Kommunen als Ergänzung des objektiven Kriminalitätslagebilds und ergeben damit ein Gesamtbild der Sicherheitslage vor Ort. „Dadurch können die Problemstellen identifiziert und passgenaue Lösungen erarbeitet werden“, erklärte Beuth.