„Haiger ist eine sichere Stadt. Aber jede Straftat ist eine zuviel – deshalb gibt es das Projekt KOMPASS“, sagte der mittelhessische Polizeipräsident Bernd Paul beim Start der kommunalen Sicherheitsinitiative KOMPASS (KOMmunalProgrAmmSicherheitsSiegel). Im Rahmen eines Treffens der Projektbeteiligten überreichte Paul dem Haigerer Bürgermeister Mario Schramm ein Schild, mit dem die Stadt ihre „KOMPASS“-Mitgliedschaft nach außen deutlich machen kann. Der Magistrat und die Stadtverordnetenversammlung hatten sich für die Teilnahme an dem Programm ausgesprochen, das als „echtes Erfolgsmodell“ gilt, wie Hessens Innenminister Peter Beuth (CDU) kürzlich erklärte.
„Für den Magistrat und das Stadtparlament war klar, dass sich die Stadt an dem wichtigen Thema Sicherheit beteiligen wird“, sagte Bürgermeister Mario Schramm. „Das Thema Sicherheit hat eine hohe Bedeutung in der Bevölkerung. Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit zwischen Bürgern, Verwaltung und Polizei“, erklärte Schramm. Die Vorgespräche seien sehr konstruktiv und erfolgreich verlaufen. Jetzt gehe es darum, das Thema mit Leben zu füllen, wie es andere Kommunen bereits gezeigt hätten.
„Man kann nicht genug für die Sicherheit der Bürger tun“
Polizeipräsident Bernd Paul lobte die städtischen Gremien für ihre „richtige Entscheidung“. „Auch wenn Haiger wirklich gut da steht, kann man nicht genug für die Sicherheit tun.“ Das KOMPASS-Projekt verfolge das Ziel, „dass Kommune, Polizei und Bürger sich dafür einsetzen, die bereits gute Sicherheitslage noch zu verbessern“. Bisher seien 122 der 422 hessischen Kommunen beteiligt, Haiger sei die 27. Kommune in Mittelhessen, die vierte im Lahn-Dill-Kreis und die erste im ehemaligen Dillkreis. „KOMPASS“ sei „eine neue Plattform zur Kommunikation, in der die Sicherheits-Experten mit den Bürgern zusammenkommen und versuchen, den Bürger mit in die Verantwortung zu nehmen“. Es sei wichtig, möglichst viele Bürger aus Schulen, Kirchen, Vereinen oder Feuerwehr zur Mitarbeit zu gewinnen. „Der Vorteil ist: Der Bürger kann nicht nur schimpfen, sondern sich aktiv einbringen, Vorschläge unterbreiten und mitteilen, wo er Bedarf sieht und sich vielleicht unsicher fühlt“. Deshalb seien auch Vorort-Befragungen unter der Bevölkerung geplant, um „KOMPASS“ individuell auf Haigerer Bedürfnisse zuschneiden zu können.
Sonja Böhm vom Stabsbereich Prävention der mittelhessischen Polizei berichtete, das relativ neue Arbeitsgebiet „Kompass“ habe sich schnell etabliert. Nach der offiziellen Begrüßung und der Übergabe des Begrüßungsschildes „geht die Arbeit los“. In einer Arbeitsgruppe seien Oliver Thielmann, Mareike Steinbrenner und Cindy Hilgenberg sowie Polizeibeamte beteiligt. Zu einer ersten Sicherheitskonferenz würden auch Organisationen und Bürger aus der Stadt eingeladen. In Bürgerbefragungen gehe es darum, das subjektive Sicherheitsgefühl der Menschen zu ermitteln. „Die Bürger sollen uns sagen, wo sie sich unwohl fühlen. Zahlen allein geben nicht das subjektive Gefühl der Menschen wieder“, erklärte die Polizeihauptkommissarin. Über Fragebögen werde abgefragt, wo die Bürger der Schuh drückt. Nach der Auswertung könnten passende Maßnahmen für Haiger umgesetzt werden.
Auch das neue Sicherheitsprogramm Bahnhof könnte in Haiger umgesetzt werden
Oft würden Themen wie Verkehrssicherheit, Müll oder die Zustände am Bahnhof genannt – dafür gebe es neuerdings ein eigenes „Sicherheitsprogramm Kompass Bahnhof“, das auch in Haiger angewendet werden könne. „Unser Ziel ist es, im Kleinen daran zu arbeiten, dass sich das Sicherheitsgefühl verbessert“, sagte Sonja Böhm. „KOMPASS“ sei ein langfristig laufender Prozess.
HAIGER IST SICHER
„Statistisch betrachtet ist das Risiko, Opfer einer Straftat zur werden, in Haiger sehr gering“, berichtete Polizeipräsident Bernd Paul. Das lasse sich durch Zahlen belegen. Die Aufklärungsquote 2021 liege in Hessen bei 65,6 Prozent, in Mittelhessen bei 68,8 Prozent und in Haiger sogar bei 69,3 Prozent.
„Das ist eine gute Grundlage - mehr Straftaten aufgeklärt als im hessischen Durchschnitt“, sagte Paul. Auch bei der so genannten „Häufigkeitszahl“, hochgerechnet auf 100.000 Bürger, liege Haiger hervorragend. Hessenweit würden 5340 von 100.000 Einwohnern Opfer einer Straftat, in Mittelhessen liege der Wert bei 4300, im Lahn-Dill-Kreis bei 3400 und in Haiger bei 2960 – das sei ein Spitzenwert.
Beuth: Ein Erfolgsmodell
Hessens Innenminister Peter Beuth (CDU) hat die kommunale Sicherheitsinitiative „KOMPASS“ als „hessenweites Erfolgsmodell“ bezeichnet. „KOMPASS“ steht unter anderem für mehr Schutzleute vor Ort, Bürgersprechstunden und Beteiligungsmöglichkeiten im Rahmen der Prävention. Die wichtigen Erkenntnisse aus Bürgerbefragungen zum Sicherheitsgefühl in der Kommune sollen die operative Polizeiarbeit mitbestimmen: Wo sich Bürger nicht sicher fühlen, will die Polizei verstärkt Präsenz zeigen. Videoschutzanlagen, Alkoholverbotszonen und intelligente Durchfahrtssperren zum Schutz vor Straftaten sind unter Anleitung von Polizeiexperten konkrete Angebote, um Angsträume zu minimieren und die Bürger landesweit effektiver zu schützen.
„Mit KOMPASS setzen wir gezielt auf eine enge Zusammenarbeit zwischen Land und Kommune. Wir schließen gemeinsam mit den Kommunen individuelle Lücken in ihrer Sicherheitsarchitektur und beteiligen dabei gezielt auch die Bürger, die ihr subjektives Sicherheitsempfinden bei standardisierten Umfragen einbringen können“, sagte Beuth: „KOMPASS führt zu spürbaren Verbesserungen.“
Die Auswertungen der Bürgerbefragungen zeigen, dass sich Sicherheitsgefühl und Sicherheitslage oftmals deutlich unterscheiden. In kleineren Kommunen ist das Sicherheitsgefühl oft schlechter als in einer großen Stadt, obwohl dort tatsächlich nur wenig Kriminalität feststellbar ist. Objektive und subjektive Sicherheitslage können also durchaus sehr unterschiedlich sein. Die Bürgerbefragungen dienen den KOMPASS-Kommunen als Ergänzung des objektiven Kriminalitätslagebilds und ergeben damit ein Gesamtbild der Sicherheitslage vor Ort. „Dadurch können die Problemstellen identifiziert und passgenaue Lösungen erarbeitet werden“, erklärte Beuth.